„Engel mit Eisaugen“ schuldig

Florenz · Das Berufungsgericht in Florenz hat gestern abend die als „Engel mit Eisaugen“ bekannt gewordene Amanda Knox wegen Mordes erneut schuldig gesprochen. Doch das bedeutet immer noch nicht den Gang in die Zelle.

. Die US-Amerikanerin Amanda Knox ist im neuen Prozess um den Mord an der Britin Meredith Kercher zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden. Das Berufungsgericht in Florenz sprach gestern abend die 26-Jährige und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito in zweiter Instanz schuldig. Knox soll demnach für die Tat im November 2007 in Perugia 28 Jahre und sechs Monate ins Gefängnis, der Italiener Sollecito (29) für 25 Jahre. Der Schuldspruch ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Die beiden Angeklagten waren bei der Urteilsverkündung nicht im Gericht. Sollte eine der beiden Seiten nun wie erwartet Berufung einlegen, muss das höchste italienische Gericht in Rom ein weiteres Mal in dem Fall entscheiden. Sollecito wurde mit einem Ausreiseverbot belegt. Knox hingegen lebt wieder in ihrer Heimat USA und müsste zunächst an Italien ausgeliefert werden. Die Angeklagten bestreiten nach wie vor die Tat.

Sie mussten sich seit September zum dritten Mal für den Mord an der Studentin Kercher vor Gericht verantworten. Die damals 21-Jährige war halbnackt und mit durchschnittener Kehle in ihrem WG-Zimmer gefunden worden. Knox und Sollecito waren 2009 verurteilt und zwei Jahre später freigesprochen worden. Im März vergangenen Jahres hatte Italiens höchstes Gericht einen neuen Prozess angeordnet.

Das Gericht hat gestern noch einmal über zehn Stunden lang den Fall in allen Einzelheiten beleuchtet. Zum Auftakt des letzten Verhandlungstages war Sollecito noch im Verhandlungssaal gewesen und hatte angekündigt, auch beim Urteil anwesend zu sein. Später änderte er jedoch seine Entscheidung und verließ am Nachmittag mit seiner Familie Florenz. Eine knappe Stunde hatte die Anhörung am Morgen gedauert, in der Knox' Verteidiger das letzte Wort hatten. "Wir sind heute felsenfest von Amandas Unschuld überzeugt und das erlaubt es uns, der Anklage mit Gelassenheit zu begegnen", sagte Anwalt Carlo Dalla Vedova. Es sei nicht möglich, jemanden zu verurteilen, weil er "möglicherweise schuldig" sei. Verteidiger Luciano Ghirga forderte, Knox müsse aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden.

Im Gefängnis sitzt bisher nur Rudy Guede, der wegen Beihilfe zum Mord insgesamt 16 Jahre hinter Gitter geschickt wurde. Bei seinem Schuldspruch in einem abgetrennten Verfahren betonten die Richter bei der Urteilsverkündung ihre Überzeugung, er könne nicht alleine gehandelt haben. Kerchers damalige Mitbewohnerin Knox sowie Sollecito waren von Beginn an die Hauptverdächtigen in dem Fall.

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