Eine Concierge zum Verlieben

Paris · In vielen Pariser Wohnhäusern kommt keiner unbemerkt an ihnen vorbei: Concierges wachen über Sauberkeit und Ordnung. Lange verwaisten immer mehr ihrer Logen, jetzt erholt sich der Berufsstand.

"Et voilà!" - Maria Salgueira schaut sich zufrieden um. Die Eingangshalle des großen Hauses im noblen achten Arrondissement von Paris ist makellos sauber. Die Spiegelfliesen an der Wand glänzen, der Mosaikboden ist staubfrei, die Türknäufe hat die brünette Frau auf Hochglanz poliert. Seit mehr als 20 Jahren ist sie Concierge in Frankreichs Hauptstadt. Sie musste nie wirklich um ihren Job fürchten. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zwar viele Stellen gekürzt, jetzt geht es aber wieder aufwärts mit der Branche.

8.15 Uhr, ein Donnerstagmorgen: Die 52-Jährige kann Sprühflasche, Lappen und Staubsauger in die Putzkammer räumen. Salgueira hat nichts von der kratzbürstigen Klischee-Hausmeisterin, sondern lächelt viel und spricht mit sanfter Stimme: "Ich mag es, wenn alles sauber ist."

Während sich draußen auf der Rue Balzac der Berufsverkehr staut, zieht sich die gebürtige Portugiesin in ihre sogenannte Loge direkt neben dem Eingangsportal zurück. Hinter der Glastür mit den Spitzenvorhängen wohnt sie auf etwa 30 Quadratmetern zusammen mit ihrem Mann. Den Rest des Tages wird sie auf Abruf bereitstehen für die Anliegen der Bewohner und Gäste. "Ihr Haus" hat 40 Wohnungen. Zudem gibt es vier Arztpraxen.

Auch wenn in der schicken Nachbarschaft in fast in allen Häusern Concierges arbeiten: Lange Zeit stand es nicht gut um den Beruf. "In den vergangenen 30 Jahren sind schätzungsweise 30 000 Stellen gestrichen worden", sagt Philippe Dolci von Snigic, der Hausangestellten-Gewerkschaft. "Um zu sparen, hat man die Concierges oft durch billigere Reinigungsfirmen ersetzt und ihre Logen vermietet." Viele in der Branche fürchteten das Ende des Berufsstandes. Heute hat sich die Zahl der Stellen aber auf einem stabilen Niveau eingependelt - nach manchen Statistiken ist sie sogar wieder gestiegen. Das französische Arbeitsministeriums sprach für Paris zuletzt von ungefähr 57 000 Concierges, meist weiblich und angestellt. Die meisten Eigentümer, gerade in der Luxussparte, hätten den Wert einer Concierge für Stimmung und Sicherheit in ihrem Haus erkannt.

An die Rente mag Salgueira noch nicht denken. Sie ist zufrieden mit ihrem Job - genau wie laut Umfragen 92 Prozent ihrer Kollegen. Sie hat ihre zwei Kinder in einer Concierge-Loge aufgezogen. Und mit vielen Bewohnern des Hauses, in dem sie früher einmal 20 Jahre gearbeitet hat, verbindet sie bis heute eine Freundschaft. "Ich mag es, mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun zu haben", sagt Salgueira. "Und wie, wenn nicht als Concierge, könnte ich mir eine Wohnung in dieser schicken Gegend von Paris leisten?"

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