Ein ungebetener Gast

Potsdam. Das imposante Tier ist meist nur schemenhaft auf verwackelten Fotos zu sehen. Eilig mit dem Handy geschossen, dokumentieren Spaziergänger oder Jäger die seltene Begegnung mit dem "König der nordischen Wälder". Der Elch - zugewandert aus Polen oder Tschechien - lässt sich zunehmend in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern blicken

 Der Elch macht sich in Deutschland breit. Foto: Konrad Funk

Der Elch macht sich in Deutschland breit. Foto: Konrad Funk

Potsdam. Das imposante Tier ist meist nur schemenhaft auf verwackelten Fotos zu sehen. Eilig mit dem Handy geschossen, dokumentieren Spaziergänger oder Jäger die seltene Begegnung mit dem "König der nordischen Wälder". Der Elch - zugewandert aus Polen oder Tschechien - lässt sich zunehmend in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern blicken.

Wirklich freuen können sich die Betroffenen über den Zuwanderer aber nicht. In Brandenburg liegt jetzt der Entwurf für einen Elch-Managementplan vor, Bayern hat ihn bereits seit 2008. Im Fokus stehen vor allem die Schäden auf Feldern und in Wäldern, die das bis zu drei Meter lange und 800 Kilo schwere Tier verursacht, und die Verkehrssicherheit.

"Anders als das scheue Rehwild haben Elche die dumme Angewohnheit, stehen zu bleiben", sagt die Brandenburger Diplom-Biologin Ina Martin. "Sie sehen die Gefahr eines Autos nicht." Dieses Problem müsse angesichts des verstärkten Aufkommens der Tiere ernst genommen werden. In Brandenburg gingen die letzten Begegnungen von Mensch und Tier nicht glimpflich aus. Zuletzt starb im September 2012 auf dem östlichen Berliner Ring A 10 ein Elch, der angefahren worden war. Ein Autofahrer wurde verletzt. Im August 2000 verendete ein Elch nach einem Zusammenstoß mit einem Linienbus im Spreewald.

22 Elche aus Tschechien wurden allein zwischen 2009 und 2012 in Bayern gesichtet. 2011 wurde in Mecklenburg-Vorpommern ein Elch auf der Halbinsel Darß und später sogar in Nähe der Autobahn A 20 gesichtet. 2010/2011 entdeckten sächsische Jäger insgesamt sieben Zuwanderer. Seit 2010 sind laut Biologin Martin die Tiere in Brandenburg etwa 45 Mal gesehen worden.

Das Problem: Es gibt wenige Möglichkeiten, den ungebetenen Gast wieder loszuwerden. Vor 1990 war das Erlegen noch von der DDR-Gesetzgebung erlaubt. Heutzutage dürfen Elche in Deutschland nicht geschossen werden, unterliegen einer ganzjährigen Schonzeit.

 Der Elch macht sich in Deutschland breit. Foto: Konrad Funk

Der Elch macht sich in Deutschland breit. Foto: Konrad Funk

Da es sich bei Elchen um Schalenwild handelt, sind im Schadensfall Landesjagdgenossenschaften oder Pächter in der Pflicht. "Weil wir keinen Einfluss nehmen können, ist es umso wichtiger zu wissen, wie die Situation ist und wie sie sich entwickelt", betont Wolfgang Bethe, Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg. Ein Monitoring soll darüber künftig Aufschluss geben. Die Jäger drängen jedoch auf Entscheidungen: Mehr Schutz, so durch höhere Wildzäune, oder Erlaubnis zum Abschuss. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort