Ein Schutzwall für Fukushima

Tokio · Das havarierte Atomkraftwerk im japanischen Fukushima macht weiter Probleme: Grundwasser dringt in die Anlage ein, verseuchtes Wasser strömt hinaus ins Meer. Nun soll ein unterirdischer Schutzwall Abhilfe schaffen.

Aus der Atomruine Fukushima strömen jeden Tag 300 Tonnen belastetes Wasser ins Meer. Das hat die japanische Regierung gestern mitgeteilt. Die Kontaminierung sei jedoch auf Bereiche nahe dem Kernkraftwerk beschränkt, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo. Das Austreten von radioaktiv verseuchtem Wasser aus dem havarierten Atomkraftwerk müsse "dringend" gestoppt werden, sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe.

Nun soll ein unterirdischer Schutzwall aus gefrorenem Erdreich verhindern, dass noch mehr Grundwasser in die Anlage eindringt. Infolge des Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 war das AKW verwüstet worden. Es kam zu Kernschmelzen. Die Katastrophe von Fukushima war das folgenschwerste Atomunglück seit dem Unfall im ukrainischen Tschernobyl im Jahr 1986.

Der Atombetreiber Tepco hatte im vergangenen Monat zugegeben, dass hochgradig belastetes Wasser in den Boden einsickere und das Meer verseuche. Die Ursache dafür müsse noch herausgefunden werden. Die gewaltigen Massen an radioaktiv verseuchtem Wasser in der zerstörten Anlage stellen für die Reparaturtrupps eines der größten Probleme dar.

Dabei handelt es sich nicht nur um die riesigen Wassermengen, die zur nötigen ständigen Kühlung in die Reaktoren gepumpt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass jeden Tag rund 400 Tonnen Grundwasser in die Reaktorgebäude eindringen und sich dort mit dem kontaminierten Kühlwasser vermischen. Die auf dem Areal gebauten Auffangtanks reichen für das kontaminierte Wasser kaum aus.

Um ein weiteres Eindringen von Wasser in die zerstörte Atomanlage zu verhindern, soll laut Kyodo jetzt ein unterirdischer Wall aus gefrorenem Boden um die Reaktorgebäude errichtet werden. Zu diesem Zweck sollen Rohre mit chemischen Kühlmitteln um die Gebäude der Reaktoren eins bis vier im Erdreich verlegt werden. Der auf diese Weise entstehende Schutzwall aus gefrorenem Boden werde voraussichtlich eine Länge von 1,4 Kilometern haben.

Da der ohnehin schon finanziell schwer belastete Betreiberkonzern Tepco die dafür nötigen Mittel nicht wird aufbringen können, müsse der Staat einspringen, wie ein Regierungssprecher gestern erklärte. Der Bau eines Schutzwalls aus gefrorenem Boden von solchen Ausmaßen sei in der Welt beispiellos.

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