Glasmauer rund um den Eiffelturm Ein Schutzmantel für die Eisendame

Paris · Der Eiffelturm soll künftig mit Glaswänden besser geschützt werden. Die Bauarbeiten, die heute beginnen, ziehen jedoch saftige Preiserhöhungen nach sich.

Lichtershow, DJ-Auftritt und Flötenkonzert sind vorbei. Nach der Feier des 300-millionsten Besuchers vergangene Woche geht es heute rund um den Eiffelturm an die Arbeit. Drei Meter hohe Glaswände an den beiden den Straßen zugewandten Seiten sollen die Touristenattraktion besser vor Anschlägen schützen. „Als Wahrzeichen von Paris ist der Eiffelturm natürlich ein Ziel“, warnt der Geheimdienstexperte Alain Rodier in der Zeitung „Le Figaro“. Sieben Zentimeter dickes Spezialglas soll deshalb Schüsse aus Kalaschnikows abfangen, wie Paris sie bei den Anschlägen im November 2015 erlebte. Die durchsichtigen Mauern sollen auch Kamikaze-Fahrer stoppen, die nach dem Vorbild des Attentäters von Nizza ihr Auto in die Besuchermenge lenken könnten.

Dass die „alte Eisendame“, das am meisten besuchte kostenpflichtige Denkmal der Welt, besser geschützt werden muss, darüber besteht kein Zweifel. Um die Art und Weise wird allerdings mit den Anwohnern des Marsfelds heftig gestritten. Der Park hinter dem Eiffelturm, in dem im Sommer die Touristen zu Hunderten picknicken, ist ohnehin schon heruntergekommen. Bänke sind kaputt, Bäume krank, Alleen ungepflegt und Ratten suchen nach Abfällen. „Welches Bild werden die Touristen von Paris behalten, nachdem sie das Marsfeld zusammen mit Ratten besucht haben“, empört sich der Verband der Freunde des Champs de Mars. Er reichte Klage gegen die Stadt Paris ein, die das Marsfeld mit seinen 21 Millionen Besuchern pro Jahr gegenüber dem Eiffelturm vernachlässige.

Der Park mit seinen 24 Hektar hatte bereits unter der Fußball-EM im vergangenen Jahr gelitten, für die dort die Fan-Zone eingerichtet worden war. Die Metallgitter, die damals aufgestellt worden waren, sollen nun im Zuge der Bauarbeiten verschwinden. An die seitlichen Abgrenzungen zu den Grünflächen sollen dann neue Gitter kommen, die in den Plänen des österreichischen Architekten Dietmar Feichtinger eine elegante Kulisse für Liebespaare bilden. Die Nachbarn befürchten allerdings, dass die Gitter mit Liebesschlössern verunstaltet werden, die jetzt schon die Brücken von Paris entstellen.

Feichtingers 20 Millionen Euro teures Projekt gehört zu einer Rundumerneuerung des Eiffelturms mit seinen rund sieben Millionen Besuchern jährlich. 300 Millionen Euro kostet das Lifting, zu dem auch ein neuer Anstrich, eine Überholung der Aufzüge und 22 000 neue Glühbirnen für den Glitzereffekt zur vollen Stunde gehören. Die Bauarbeiten schlagen auch in saftigen Preiserhöhungen zu Buche, die der Pariser Stadtrat vergangene Woche zusammen mit der Modernisierung beschloss. Ab 1. November sind für die Fahrt mit dem Aufzug an die 324 Meter hohe Spitze des Denkmals 25 statt 17 Euro fällig. Das zweite Stockwerk kostet bei einer Fahrt im Aufzug 16 statt elf Euro und zu Fuß zehn statt sieben Euro. Die Pariser Stadtverwaltung rechtfertigt die neuen Tarife mit den Preisen, die in anderen Türmen üblich sind. So verlangt das Empire State Building 30 Euro und der Burg Khalifa in Dubai 87 Euro.

Mit ihrer von den Besuchern finanzierten Schönheitskur soll die 128 Jahre alte „Dame de Fer“ sich für ein Großereignis herausputzen, das 2024 auf sie wartet. Da kommen nämlich die Olympischen Spiele nach Paris und die Eisenkonstruktion wird das am meisten fotografierte Motiv des Sportereignisses sein. Die neuen Glaswände und Metallgitter dürften auf den Bildern, die dann um die Welt gehen, kaum zu erkennen sein.

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