Ein Prinz im Zwielicht

London. Die Schlagzeilen der vergangenen Tage hätte sich der Buckingham Palast anders gewünscht. Statt des jungen Bräutigams Prinz William prangt das Konterfei seines Onkels Andrew auf den Titelseiten der britischen Zeitungen. Der zweite Sohn von Queen Elizabeth II., für die britische Regierung als Außenhandelsbeauftragter unterwegs, steckt ziemlich im Schlamassel

 In der Kritik: Prinz Andrew, zweitältester Sohn der englischen Queen Elizabeth. Foto: dpa

In der Kritik: Prinz Andrew, zweitältester Sohn der englischen Queen Elizabeth. Foto: dpa

London. Die Schlagzeilen der vergangenen Tage hätte sich der Buckingham Palast anders gewünscht. Statt des jungen Bräutigams Prinz William prangt das Konterfei seines Onkels Andrew auf den Titelseiten der britischen Zeitungen. Der zweite Sohn von Queen Elizabeth II., für die britische Regierung als Außenhandelsbeauftragter unterwegs, steckt ziemlich im Schlamassel. Der Labour-Abgeordnete Chrys Bryant fordert offen den Rücktritt, Premier David Cameron will sich die Sache "anschauen".Genüsslich breitet die Presse Bericht um Bericht aus. Alle sind voll mit teils schlüpfrigen Details und zeigen, in welch oft zwielichtigen Kreisen sich seine Hoheit die Zeit vertrieben hat. Die Palette der Kontakte reicht von Gaddafi-Sohn Saif bis zu einem verurteilten Kinderschänder. Angesichts heftiger Kritik aus Regierung, Parlament und Presse spricht viel dafür, dass sich Andrew bald einen neuen Job suchen muss.

Prinz Andrew zieht schon lange Skandale an. Frauengeschichten begleiteten "Randy Andy" ("scharfer Andy") durch die frühen Jahre. Seine Ehe mit Sarah "Fergie" Ferguson, die auch fast 20 Jahre nach der Trennung noch immer bei ihm wohnt, tat in der Summe auch nicht allzu viel Positives für sein Image. Weil er in den vergangenen zehn Jahren in seinem Regierungsjob den Steuerzahlern allein vier Millionen Pfund (rund 4,8 Millionen Euro) Reisespesen in Rechnung stellte, wird er öffentlich als "Airmiles-Andy" verhöhnt.

Jetzt scheint es aber knüppeldick zu kommen. Darüber, dass der Herzog von York unter anderem Saif al-Islam, den Sohn von Muammar al-Gaddafi, in den Buckingham Palast eingeladen hat, rümpft man in Londons feiner Gesellschaft die Nase. Auch Andrews Essen bei Hofe mit dem Schwiegersohn des tunesischen Präsidenten Ben Ali, Sacher el Materi, nur drei Monate vor den Unruhen, kommt nicht gut an. Am schwersten wiegt aber eine andere Verbindung. Im Dezember soll Andrew vier Tage bei dem schwerreichen US-Magnaten Jeffrey Epstein in New York gewesen sein - unter anderem, um dessen Entlassung aus der Haft zu feiern. Epstein war zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden und hatte mehr als ein Jahr gesessen. 24 minderjährige Mädchen hatten Missbrauchsvorwürfe erhoben. Vergangene Woche tauchten Bilder aus dem Jahr 2001 auf, die Andrew mit einer 17-Jährigen zeigen. Bei ihr handelt es sich um die Zeugin im Prozess gegen Epstein. Sie soll dessen Privatmasseuse gewesen sein und hatte ausgesagt, es habe zu ihren "Pflichten gehört, sich von Epsteins erwachsenen Freunden, darunter Mitglieder von Königshäusern, sexuell benutzen zu lassen", zitiert der "Daily Telegraph". dpa

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