"Ein perfekt inszenierter Kindergeburtstag"

Das ZDF hat lange einen Nachfolger für Thomas Gottschalk gesucht. Hape Kerkeling und Jörg Pilawa haben abgesagt. Fühlen Sie sich da nicht als dritte Wahl?Lanz: Wenn man sich selber nicht so wichtig nimmt, kann man damit sehr gut leben. Und ich kann damit sehr gut leben. Die Reihenfolge ist in Ordnung und ich freue mich auf die Aufgabe. Jeder der Genannten hatte seine Gründe

Das ZDF hat lange einen Nachfolger für Thomas Gottschalk gesucht. Hape Kerkeling und Jörg Pilawa haben abgesagt. Fühlen Sie sich da nicht als dritte Wahl?Lanz: Wenn man sich selber nicht so wichtig nimmt, kann man damit sehr gut leben. Und ich kann damit sehr gut leben. Die Reihenfolge ist in Ordnung und ich freue mich auf die Aufgabe. Jeder der Genannten hatte seine Gründe. Ich hatte das Gefühl, auch weil ich die Show sehr mag und mit ihr groß geworden bin: Das könnte jetzt eine gute Idee sein, deswegen mache ich das!

Warum hat es so lange gedauert, bis Sie sich mit dem ZDF einig geworden sind?

Lanz: Hat es eigentlich nicht. Ich habe mich vor dreieinhalb bis vier Wochen das erste Mal ernsthaft mit dem Thema beschäftigt. Das ist schon eine Entscheidung von einer gewissen Tragweite. Deshalb tut man auch gut daran, sich das eine Weile zu überlegen. Die Deutschen hängen an dieser Sendung, zu Recht. Das war eine große Idee, die Frank Elstner vor 30 Jahren hatte. Ich habe zu einem frühen Zeitpunkt, als alle sagten, das Format hat den Zenit überschritten, immer gesagt: Ich glaube, dass "Wetten dass . . ?" eine Zukunft hat.

Warum?

Lanz: Gerade die kleinteiligen Spielshows, die letzten Endes ja ein perfekt inszenierter Kindergeburtstag sind, haben Zukunft. Sie müssen sich nur anschauen, was sonst so läuft: "Die perfekte Minute" oder "Schlag den Raab". Und "Wetten dass . . ?" war nie etwas anderes. Die Idee war immer, einem Zuschauer, der eine tolle Idee hat, die 15 Minuten seines Lebens zu bescheren. Dieser Charme wirkt nach wie vor.

Was verbindet Sie mit "Wetten dass . ."?

Lanz: Ich habe beste Erinnerungen daran. Am Samstag wurden wir immer gebadet, da saß man dann im Frottee-Mantel auf der Couch und schaute "Wetten dass . . ?". Frank Elstner war damals der Gastgeber. Danach kam Thomas Gottschalk, der mit diesem Format irgendwann verschmolzen ist. Thomas Gottschalk war "Wetten dass . . ?" und "Wetten dass . . ?" war Thomas Gottschalk. Insofern ist es auch eine schöne Aufgabe zu sagen: Wie könnte "Wetten dass 2.0" aussehen?

Und: Wie könnte es aussehen?

Lanz: Wir stehen jetzt am Anfang und haben ein halbes Jahr Zeit. Ich habe viele Ideen, und die werden wir jetzt gemeinsam mit der Redaktion diskutieren. Es ist auch nicht so, dass wir darüber großartig verhandelt haben. Es gibt bis heute keinen Vertrag mit dem ZDF, nur einen Handschlag.

Das war's?

Lanz: Keine Verhandlungen und auch keine Anwälte - alle diese Dinge, die da kolportiert wurden, stimmen nicht. Auch nicht, dass ich drauf bestanden hätte, allein zu moderieren und der Sender es gerne mit Partner oder Partnerin haben wollte. Es war anders herum: Ich habe zunächst gesagt: Lass' uns doch mal schauen, ob wir das zu zweit machen können, weil mich eine Doppelmoderation gereizt hätte. Aber der Wunsch des Senders war es, das zunächst allein zu machen, um sich dann Möglichkeiten offen zu halten.

Angeblich gibt es noch keinen Vertrag, weil Sie sich mit ZDF-Programmchef Bellut noch nicht übers Geld einig geworden sind.

Lanz: Über Geld haben wir noch gar nicht gesprochen.

Was machen Sie, wenn es schief geht?

Lanz: Wenn es nicht funktioniert, werde ich nicht sagen: Jetzt ziehen wir das bis zum bitteren Ende durch. Aber ich gehe die Herausforderung erst einmal positiv an und beschäftige mich nicht mit der Frage: Was wäre, wenn . . . ?

Haben Sie schlaflose Nächte, bevor es im Oktober losgeht?

Lanz: Ich bin glücklicherweise jemand, der immer sehr gut schlafen kann. Aber ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich nachts wach werde und dann fällt mir ein: Mensch, da war doch was - richtig: "Wetten dass . . ?". Dann kommt mir manchmal der Gedanke: Wie wird das sein am 6. Oktober, 20.14 Uhr und dann irgendwann kommt einer und sagt: Markus, noch eine Minute! Und dann, glaube ich, möchte ich gerne im Erdboden versinken. Aber ich fürchte, er wird mir diese Freude nicht machen und sich nicht öffnen.

Thomas Gottschalk hat in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt, auch bei der Kleidung. Was können wir von Ihnen erwarten?

Lanz: Thomas hat mir noch nicht die Telefonnummer seiner Schneiderin verraten und ich bin mir auch nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre. Ich mache mir darüber keine großen Gedanken. Ich finde nur prinzipiell: Wenn man vor sehr viele Menschen tritt und die einen in ihr Wohnzimmer lassen, ist es auch eine Frage von Respekt, dass man ordentlich angezogen ist. Vielleicht kommt mir da meine Messdiener-Mentalität in die Quere.

Hintergrund

"Wetten dass . . ?" gilt als Europas erfolgreichste Fernsehshow. Die erste Ausgabe kam am 14. Februar 1981 aus Düsseldorf, präsentiert von ihrem Erfinder Frank Elstner. Seitdem gab es 199 Ausgaben - Elstner moderierte 39, Wolfgang Lippert 9 und Thomas Gottschalk 151. Neun dieser Shows waren spezielle Open-Air-Sommerausgaben. In den Sendungen wurden bislang mehr als 1000 Wetten präsentiert und über 770 Künstler sind aufgetreten. dpa