Ein lockerer Gipfel
Rom · Vor einer Woche US-Präsident Barack Obama, jetzt Queen Elizabeth. Die Prominenten geben sich nahezu die Klinke in die Hand für eine Audienz bei Papst Franziskus. Der trifft sich mit der Königin ganz locker.
Ein entspanntes Gipfeltreffen im Vatikan sollte es sein, informell und ohne viel Brimborium. Ihren Prinzgemahl Philip und nur eine kleine Delegation im Schlepptau, kam Queen Elizabeth (87) zu der ersten Begegnung mit dem Papst, der weltweit so große Aufmerksamkeit erhält. Nicht etwa in schwarz gekleidet und mit Schleier, sondern in hellblau bis fliederfarben trat die Königin auf Franziskus zu. Der Plausch dauerte dann eine halbe Stunde. Die Queen nahm ein Geschenk des Papstes für Baby-Prinz George mit zurück in den Buckingham Palace - einen erlesenen blauen Globus, versehen mit einem christlichen Kreuz.
Dies sah nach gelockerter Atmosphäre aus, wie sie dem Argentinier auch so gut gefällt. Für diese Begegnung mit der Queen auf Augenhöhe hatte sich der Papst auch etwas einfallen lassen. Er erwartete sie nicht wie üblich im Apostolischen Palast über dem Petersplatz, sondern in einem kleinen päpstlichen Empfangsraum der modernen Audienzhalle. Sie kam, passend zum informellen Charakter, 20 Minuten verspätet vom Essen mit Italiens Staatschef Giorgio Napolitano an.
So war der Rahmen für ein ungezwungenes tête-à-tête gelegt. Nach der lange bewegten Geschichte zwischen England und dem Heiligen Stuhl ist ein familiärer und herzlicher Ton vorherrschend zwischen der Königin, die weltliches Oberhaupt der anglikanischen Church of England ist, und dem Chef einer Weltkirche von etwa 1,2 Milliarden Katholiken. Das hatte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi bereits erfreut festhalten können, als der deutsche Papst Benedikt XVI. 2010 seinen Großbritannien-Besuch in der königlichen Residenz Holyrood Palace im schottischen Edinburgh eröffnet hatte: Stürmisch war nur der Wind.
Sie musste diesen Papst einfach kennenlernen, der Schlagzeilen macht und die Politiker herausfordert, wie auch US-Präsident Barack Obama nach seiner Audienz eine Woche zuvor anerkennend festhielt. "Die Queen wird von Franziskus erfahren wollen, wie er die Rolle des Glaubens in der Welt des 21. Jahrhunderts sieht", hatte Nigel Baker, britischer Botschafter beim Heiligen Stuhl, im Radio Vatikan gesagt. Er wusste bereits vorab, dass die 87-jährige Königin ihren schwarzen Spitzenschleier wieder im Buckingham Palace gelassen hatte - schon bei Benedikts Besuch vor vier Jahren trug sie hellblau. Fein gemacht hatte sie sich für den Argentinier im Vatikan allemal - mit einer diamantenen Saphir-Brosche, ein Geschenk von Grandma Königin Mary. Diesen Papst musste die Queen auch kennenlernen, um ihre Sammlung an Päpsten noch etwas zu vervollständigen - und sei es im Sauseschritt. Immerhin ist Jorge Mario Bergoglio der bereits fünfte Pontifex, den sie seit ihrem Amtsantritt vor 62 Jahren persönlich getroffen hat. Mit Johannes Paul II. kam sie sogar mehrfach zusammen, und nur zwei Päpsten - Paul VI. und Johannes Paul I. - begegnete sie nicht.
Einleuchtend ist dabei, dass die Beziehungen zwischen Anglikanern und Katholiken sich vor allem auch dank dieser Begegnungen entwickelt haben. Unabhängig jedoch von Ökumene-Gedanken kamen bei der Audienz jetzt Kirchenführer zusammen, die starken Glaubens sind und vieles gemeinsam haben. Daneben jedoch auch "zwei Menschen, die der Welt viel zu sagen haben", wie es der Botschafter treffend formulierte.