Ein "Las Vegas" für Russland

Wladiwostok. Der Kreml lässt den Rubel rollen: In einem riesigen Glücksspiel-Reservat im Fernen Osten Russlands sollen einarmige Banditen bald den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen. Rund zwei Milliarden Euro investiert die Regierung um Präsident Wladimir Putin in eine gigantische Glitzermeile rund 7000 Kilometer von Moskau entfernt

 Las Vegas ist das Vorbild: Ein ähnliches Glücksspiel-Reservat wie die US-Stadt will der Kreml nun auch im russischen Wladiwostok entstehen lassen. Foto: Fotolia

Las Vegas ist das Vorbild: Ein ähnliches Glücksspiel-Reservat wie die US-Stadt will der Kreml nun auch im russischen Wladiwostok entstehen lassen. Foto: Fotolia

Wladiwostok. Der Kreml lässt den Rubel rollen: In einem riesigen Glücksspiel-Reservat im Fernen Osten Russlands sollen einarmige Banditen bald den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen. Rund zwei Milliarden Euro investiert die Regierung um Präsident Wladimir Putin in eine gigantische Glitzermeile rund 7000 Kilometer von Moskau entfernt. Medien im Riesenreich sprechen schon vom "Las Vegas am Pazifik".Mit der staatlichen Sonderzone hat Russland auch spielwütige - und vor allem zahlungskräftige - Asiaten im Blick. Kritiker warnen aber vor Geldwäsche in der Glücksspielbranche und den Folgen zunehmender Spielsucht.

"Nichts geht mehr", so hieß es vor drei Jahren in Russland. Der gesellschaftliche Schaden durch die Spielsucht werde nur noch vom Alkohol-Missbrauch übertroffen, wetterte Putin und ließ landesweit alle Kasinos schließen. Einzige Ausnahme sollen vier Sonderzonen am Rande des Riesenreiches sein: an der Ostsee, am Asowschen Meer, im Altai-Gebirge und eben am Pazifik.

Der Kreml habe beim werbewirksamen Verbot der Spielhöllen nicht allein das Volkswohl im Sinn gehabt, meinen Experten. Dem Staat seien riesige Gewinne entgangen, da der Markt unübersichtlich geworden sei.

Spätestens ab 2016 soll in der Ameisenbucht am Pazifik die Kugel rollen, zwölf Kasinos sind geplant. Es bewerben sich internationale Giganten der Glücksspielbranche wie NagaCorp oder Las Vegas Sands. Viele Bewohner der Region rund 50 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Wladiwostok sind aber strikt gegen die geplante Sonderzone.

"Glücksspiel bedeutet Mafia und Verbrechen", schimpft etwa "Artjom" in einem Internetforum. Und "Alex Platz" meint: "Noch ist hier viel Natur, aber nach dem Bau von Kasinos werden unsere Kinder hier nicht mehr toben können." Die Pläne folgen einem Trend. In Singapur, Macao und Japan entstanden in den vergangenen Jahren riesige Glücksspielzonen, Kambodscha und Vietnam ziehen demnächst nach. Bis zum Jahr 2015 will die Branche im Pazifikraum ihre jährlichen Einnahmen auf 62 Milliarden Euro verdoppeln. Sie würden damit an Spitzenreiter USA vorbeiziehen.

Für den Kreml ist die "Sonderzone Ameisenbucht" auch Teil eines gewaltigen Unterstützungsprogramms für den Fernen Osten. Mit den Investitionen von mindestens 87 Milliarden Euro will Putin auch die Abwanderung der Bevölkerung stoppen. Für den Asien-Pazifik-Gipfel Apec im September entstanden bereits für 16 Milliarden Euro bessere Straßen und eine neue Universität. In der Nähe wird für mindestens sechs Milliarden Euro der neue Weltraumbahnhof Wostotschny gebaut. dpa

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