Ein Idol unter Mordverdacht

Johannesburg. Bislang war er Südafrikas Sportikone, ein Idol: Der beinamputierte Sprinter Oscar Pistorius - der Kämpfer, der es trotz seiner Behinderung schaffte, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Jetzt steht er unter Mordverdacht. Der sechsmalige Paralympics-Sieger soll vier tödliche Schüsse auf seine Freundin Reeva Steenkamp abgefeuert haben

Johannesburg. Bislang war er Südafrikas Sportikone, ein Idol: Der beinamputierte Sprinter Oscar Pistorius - der Kämpfer, der es trotz seiner Behinderung schaffte, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Jetzt steht er unter Mordverdacht. Der sechsmalige Paralympics-Sieger soll vier tödliche Schüsse auf seine Freundin Reeva Steenkamp abgefeuert haben. Er wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft heute einem Haftrichter in Pretoria vorgeführt. Dieser entscheidet, ob gegen den Sportler Mordanklage erhoben wird und er gegen eine Kaution vorerst freigelassen wird.Die Polizei bestätigte, dass ein 26 Jahre alter Mann gestern in Pretoria festgenommen wurde, nannte allerdings keinen Namen. Sprecherin Denise Beukes erklärte aber, Pistorius habe sich nach dem Tod der Frau in seinem Haus in Pretoria aufgehalten und es seien keine weiteren Verdächtigen beteiligt. Der Festgenommene sollte sich in einem Krankenhaus einem Blut-Alkoholtest und Untersuchungen auf Spuren einer gewaltsamen Auseinandersetzung unterziehen.

Die 30-jährige Freundin des Athleten war von der Polizei mit Schüssen in Kopf und Arm gefunden worden. Die Juristin, die vor allem als Model ihr Geld verdiente, starb den Angaben zufolge am Tatort. Dort fanden Beamte eine Pistole vom Kaliber 9 Millimeter. Die Schüsse waren in der Nacht zum Donnerstag gefallen. Henke Pistorius, Vater des Athleten, drückte der Familie von Steenkamp sein Mitgefühl aus: "Falls jemand ein Statement abgeben wird, wird es Oscar sein. Er ist traurig im Moment."

Im Hause des Paralympics-Goldmedaillengewinners habe es in der Vergangenheit mehrfach Vorfälle häuslicher Gewalt gegeben, sagte Polizeisprecherin Beukes. Nachbarn berichteten dem Sender eNCA zufolge von lautstarken Auseinandersetzungen vor den Schüssen.

Nach Informationen der Zeitung "Beeld" sollen die Schüsse versehentlich abgegeben worden sein. Der Schütze habe die Frau für eine Einbrecherin gehalten. Möglicherweise habe Steenkamp Pistorius zum Valentinstag überraschen wollen. Sie hatte noch am Tag zuvor getwittert, wie sehr sie sich auf den Valentinstag freue: "Es sollte für jeden ein Tag der Liebe sein." "Völlig überrascht" seien die Beamten aber gewesen, so Denise Beukes, als Medien von "versehentlichen Schüssen gegen einen vermeintlichen Einbrecher" sprachen. Es habe keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen in das Gebäude gegeben. Der Profisportler lebte unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. dpa/afp

Am Rande

Schon einige Sportler gerieten in den Verdacht, Freunde oder Angehörige getötet zu haben. Hier einige Beispiele:

2012: Ex-Football-Profi Jovan Belcher tötet sich und seine Freundin mit neun Schüssen. Das Paar war zerstritten.

2004: Eishockey-Profi Mike Danton wird wegen versuchten Mordes zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Er hatte einen Auftragsmörder für die Tötung seines Agenten gesucht.

1994: Dem früheren Football-Star O.J. Simpson wird vorgeworfen, seine Ex-Frau und deren Freund ermordet zu haben. Trotz erdrückender Beweislast wird er freigesprochen.

1985: Box-Legende Gustav "Bubi" Scholz wird zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Er hatte seine Frau Helga unter Alkoholeinfluss erschossen. dpa

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