Ein Gefühl wie vorm Rendezvous

Siegen. "Früher haben sie mich gehänselt, weil ich Klassenbester war", sagt der 42-jährige Soziologe Thomas. "Heute werden sie über mich spotten, weil ich arbeitslos bin." Egal, ob er hingehen wird oder nicht: Schon die Einladung zum Klassentreffen weckt eine Menge Emotionen. Auch bei Britta: "Ich fühle mich wie vor einem Rendezvous

Siegen. "Früher haben sie mich gehänselt, weil ich Klassenbester war", sagt der 42-jährige Soziologe Thomas. "Heute werden sie über mich spotten, weil ich arbeitslos bin." Egal, ob er hingehen wird oder nicht: Schon die Einladung zum Klassentreffen weckt eine Menge Emotionen. Auch bei Britta: "Ich fühle mich wie vor einem Rendezvous." Ein Vergleich, den Sozialwissenschaftlerin Sabine Maschke durchaus passend findet. "Es versetzt die Menschen in einen biografischen Ausnahmezustand", sagt die 45-jährige Sozialwissenschaftlerin vom Siegener Zentrum für Kindheits-, Jugend- und Biografieforschung. "Die Erinnerungen an die Schulzeit provozieren zu einer Lebensbilanz." Unweigerlich stellten sich alle die Frage, ob sie tatsächlich das erreicht hätten, was sie damals anstrebten. In den meisten Fällen aber überwiege die Neugierde und das Bedürfnis, den Vergleich mit ehemaligen Schulkameraden zu suchen. Kein Wunder also, dass Klassentreffen stets aktuell geblieben sind. Die heutigen technischen Möglichkeiten hätten sogar zu einem neuen Boom geführt, sagt Daniel Haidn vom Internetportal Stay Friends. Das Erlanger Unternehmen bietet seit 2002 ein Netzwerk für die Suche nach alten Freunden an. Auch über ein Online-Angebot der Saarbrücker Zeitung können sich Saarländer zum Klassentreffen verabreden (www.sz-meineheimat.de/klassentreffen). Ob sich die Klassenfeier dann zu einer festen Institution entwickelt, hängt nach Angaben Maschkes vor allem von der ausgewogenen Mischung zwischen einer "Wir- und Ich-Zeit" bei den Treffen ab. "Es reicht nicht, nur über gemeinsame alte Zeiten zu sprechen", erklärt sie. "Es muss auch Raum für Gespräche über das heutige Leben geben." Nur so könne eine vertraute Gemeinschaft mit neuen Akzenten entstehen. Je länger der Schulabschluss zurückliegt, desto unwichtiger werden dabei Gespräche über die Karriere nach dem Motto "Mein Haus, mein Auto, mein Boot", hat Maschke festgestellt. Der persönliche Erfolg werde dann "daran gemessen, was man der Nachwelt hinterlässt". Die Sozialwissenschaftlerin empfiehlt, einem Klassentreffen nicht aus dem Weg zu gehen. "Gerade in der heutigen Zeit des rasanten Wechsels brauchen wir ein soziales kollektives Gedächtnis, um den roten Faden in unserem Leben nicht zu verlieren." "Es reicht nicht, über alte Zeiten zu sprechen."Sozialwissenschaftlerin Sabine Maschke

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