Ein Ehrenmal für den Teufel

Washington · Satan macht Schlagzeilen in den USA: Ausgerechnet im Bundesstaat Oklahoma – dem konservativen Herzen der Nation – will eine Organisation ein drei Meter hohes Monument zu dessen Ehren errichten.

Ein Verband namens "Satanischer Tempel" will in der Nähe des Capitols von Oklahoma City ein drei Meter hohes Denkmal zu Ehren Satans errichten. Der Staat sei nach der US-Verfassung zur Religionsneutralität verpflichtet und müsse das Projekt genehmigen, argumentiert die Organisation. Immerhin hatte die Regierung des US-Bundesstaates Oklahoma bereits ein Monument mit den Zehn Geboten nahe des Capitols zugelassen. Religionsfreiheit gilt in den USA als hohes Gut. Laut Verfassung sollen Staat und Kirche aber unbedingt getrennt werden. Der Staat darf keine Religion bevorzugen.

In Oklahoma kocht die konservative Volksseele. Politiker sind empört: Oklahoma sei ein "Bundesstaat des Glaubens", betonte der republikanische Landtagsabgeordnete Earl Sears in der Zeitung "Tulsa World". Das Vorhaben sei beleidigend. Die Satanisten seien verrückt, kommentierte sein Kollege Bobby Cleveland. Der Anfang Januar bekannt gewordene Entwurf der Statue zeigt eine gehörnte Figur mit einem Ziegenkopf vor einem Pentagramm, an der Seite stehen zwei Kinderfiguren. Der Sprecher des in New York City ansässigen "Satanischen Tempels", Lucien Greaves, stellte das Projekt als Versuch dar, das bereits realisierte Zehn-Gebote-Monument "zu ergänzen und zu kontrastieren". Im Internet ruft der Verein zu Spenden auf. Mitte Januar hätten rund eintausend Unterstützer mehr als 25 000 Dollar gespendet. Der Satanismus gilt in den USA als die wohl unbeliebteste "Religion". Bekennende Satanisten sind schwer zu finden, Mitgliedszahlen satanischer Gruppen sind nicht bekannt. Der bekannteste Verband ist die 1966 gegründete "Kirche Satans", der zufolge Satan "Stolz, Freiheit und Individualismus" repräsentiert. Diese Eigenschaften würden von anderen Religionen als "sündhaft" abgetan. Der "Satanische Tempel" sehe Satan "nicht als ein wirkliches Wesen mit Hörnern", sondern als ein "literarisches Konstrukt", das sich gegen religiösen "Aberglauben" richte und für Vernunft eintrete, hieß es. Der Religionswissenschaftler Joseph Laycock kommentierte auf der Webseite religiondispatches.org, das Satan-Monument wolle offenbar provozieren und "Privilegien" des Christentums kritisieren. Die Regierung von Oklahoma hatte das Zehn-Gebote-Monument damit begründet, sie repräsentierten "Oklahomas Werte". Der Bürgerverband American Civil Liberties Union hatte im August 2013 gegen das Mahnmal geklagt: Es verstoße gegen das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat. Der Glaube an die Existenz des Teufels ist weit verbreitet in den USA.

Einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts yougov.com zufolge glauben 57 Prozent der Amerikaner an die Existenz des Teufels, 28 Prozent glaubten nicht daran, und 15 Prozent seien sich nicht sicher. So schnell wird es jedenfalls wohl kein Denkmal für den Teufel in Oklahoma geben: Die für die Baugenehmigung zuständige Denkmalkommission in Oklahoma City möchte die Sache auf die lange Bank schieben. Man werde nicht entscheiden, so lange im Rechtsstreit um das Monument mit den Zehn Geboten kein Urteil vorliege, sagte der Kommissionsvorsitzende Trait Thompson in CNN.

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