EHEC weiter auf dem Vormarsch

Berlin. Von einer Kontrolle der EHEC-Infektionswelle kann bisher keine Rede sein. Täglich mehr Kranke und langsam, aber kontinuierlich steigende Totenzahlen (bislang zehn) lassen Ängste wachsen. Von den rund 80 Schwerkranken am Hamburger Uniklinikum Eppendorf haben etwa 30 keine Nierenfunktion mehr. Der Ernstfall ist da - und es zeigt sich, wie schwer es ist, EHEC in Grenzen zu halten

Berlin. Von einer Kontrolle der EHEC-Infektionswelle kann bisher keine Rede sein. Täglich mehr Kranke und langsam, aber kontinuierlich steigende Totenzahlen (bislang zehn) lassen Ängste wachsen. Von den rund 80 Schwerkranken am Hamburger Uniklinikum Eppendorf haben etwa 30 keine Nierenfunktion mehr. Der Ernstfall ist da - und es zeigt sich, wie schwer es ist, EHEC in Grenzen zu halten. Anders als bei vielen anderen Erregern reichen wenige EHEC-Keime für eine Infektion. Doch woher die Erreger jetzt zu ihren Opfern kommen, ist unklar. "Die Quelle des Ausbruchs ist noch nicht gesichert", stellt die EU-Seuchenkontrollbehörde ECDC fest. Mit Blick auf die EU schreiben die obersten Seuchenwächter: "Das genaue Ausmaß des Ausbruchs wird wahrscheinlich in den kommenden Wochen deutlich."Helge Karch stöhnt: "So etwas gab es bisher noch nie." Der führende Mikrobiologe für EHEC zeigt äußersten Respekt vor dem Keim: "Wenn so viele Menschen täglich erkranken, so ist der doch hochgefährlich!"

Die Mosaiksteine wollen sich nicht zu einem erhellenden Bild zusammenfügen. Nach den in Hamburg gefundenen kontaminierten Gurken könnten auch drei in Mecklenburg-Vorpommern sichergestellte Gurken EHEC an sich haben - bewiesen ist das aber noch nicht. Agrarministerin Ilse Aigner (CSU) betont, die allgemeinen Warnhinweise für Gemüse hätten Bestand. Gurken aus einer EHEC-verseuchten Charge kamen jetzt auch in Tschechien in den Handel.

Ist es eine Epidemie? Ende der Woche wollte das Robert-Koch-Institut die EHEC-Welle nicht so einstufen. Fachlexika beschreiben eine Epidemie als "zeitlich und räumlich begrenzte Zunahme des Vorkommens von Infektionskrankheiten". Die Bundesbürger reagieren auf den EHEC-Ausbruch. 58 Prozent verzichten laut einer Umfrage auf rohe Tomaten, Gurken und Salat. Eine andere Umfrage kommt hingegen zu dem Ergebnis, 58 Prozent hätten nichts an ihrer Ernährung umgestellt. Die meisten meinen, sie kämen mit dem Erreger nicht in Berührung. Heute ist am Sitz des RKI erstmal ein Spitzentreffen mit Aigner, Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), Ländern und Behörden angesetzt. Krisentreffen? Nein, heißt es in der Bundesregierung. "Die beiden Minister lassen sich informieren." dpa

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