Begehrtestes Eichenholz Deutschlands? „Millionenviertel“: Eichen aus der Region gelten als Juwelen der Natur
Trippstadt · In Rheinland-Pfalz wächst mit das begehrteste Eichenholz Deutschlands. Mancher Baum endet als Inneneinrichtung einer Yacht. Warum ist ein Stamm manchmal so teuer wie ein Neuwagen?
Ihr Seltenheitswert ist den knorrigen Gesellen nicht sofort anzusehen. Und doch: Wer die mehr als 300 Jahre alten Bäume aus dem Pfälzerwald verarbeiten will, muss bis zu 20 000 Euro hinblättern – pro Stamm. „Das sind zumindest die Erlöse, die wir in den vergangenen Jahren erzielen konnten“, sagt Forstamtsleiter Niklas Tappmeyer. „Damit liegen wir im Bundesvergleich recht weit vorne.“
Eichenholz aus der Pfalz: Das macht die Bäume so wertvoll
Experten schätzen, dass bei Trippstadt in Rheinland-Pfalz mit das begehrteste Eichenholz Deutschlands wächst. Wer bezahlt so viel? „Die Top-Kunden kommen aus der Furnierindustrie“, erklärt Tappmeyer. Der Stamm endet dann als Inneneinrichtung einer Yacht – oder als wertvolles Möbelstück.
Was macht die Bäume so besonders? „Die Buntsandstein geprägten Standorte sind relativ nährstoffarm“, sagt Tappmeyer. Bei richtiger Behandlung führe dies zu langsamem, stetigem Wachstum. „Daraus bildet sich sogenanntes mildes, sehr gleichmäßiges Eichenwertholz aus.“
Eichenholz aus Trippstadt – wertvoller Schatz lockt Diebe an
Doch nicht nur die Furnierindustrie, auch Fassbauer aus Frankreich und der Pfalz seien daran höchst interessiert. „Sie sägen aus dem Holz Dauben für Weinfässer.“ Die Einnahmen landen in der Kasse der Waldbesitzer. „Im Forstamt Johanniskreuz also zum Großteil beim Land Rheinland-Pfalz oder bei den Kommunen, wenn ihnen der Wald gehört.“
Wo Wertvolles steht, muss mit Verbrechen gerechnet werden. Pro Stamm bis zu 20 000 Euro: Das lockt mitunter auch Holzdiebe an. „Zum Glück kann ich aus den vergangenen Jahren keine Fälle melden“, betont Tappmeyer. „Wir sind aber sowohl durch regelmäßige Kontrollen als auch durch einzeln gesetzte GPS-Tracker auf hoffentlich alles vorbereitet.“ Prävention sei im „Millionenviertel“ Pflicht.
Juwelen der Natur im „Millionenviertel“
„Millionenviertel“: Das ist eine im lokalen Forstmilieu geläufige Umschreibung für die Eichenwälder rund um Johanniskreuz. „Der Wert einzelner Waldorte wurde bei einer Inventur zu D-Mark-Zeiten auf fast eine Million Mark je Hektar geschätzt“, betont der Forstamtsleiter.
Der Begriff drücke eine besondere Wertschätzung diesen Wäldern gegenüber aus. Ihm sei wichtig, dass sich diese Wertschätzung auch auf die hohe ökologische Funktion beziehe, die die alten Eichenwälder haben. „Sie gilt es zu erhalten oder sogar zu mehren.“
Johanniskreuz' Forstamtsleiter – ein Blick auf die Zukunft des Waldes in Rheinland-Pfalz
Seit zwei Jahren ist Tappmeyer Chef im Forstamt Johanniskreuz. Die Wälder in Rheinland-Pfalz kennt der 32-Jährige aber schon länger. Nach dem Abitur studierte der gebürtige Niedersachse zunächst Forstwissenschaft in Göttingen. 2017 leistete er sein Referendariat im Forstamt Dierdorf im Westerwald ab. 2019 ging es für ihn dann in die Pfalz – zunächst als Referent der Forstverwaltung in Neustadt.
„Nein, ich entstamme keiner Förster-Dynastie, um es mal salopp auszudrücken“, sagt Tappmeyer und lacht. Er sei begeistert von der Naturnähe, der Verantwortung für künftige Generationen und der Leistung seiner Vorgänger. „Wir sprechen von Zeiträumen von der Pflanzung bis zur Überführung in die nächste Waldgeneration von 80 Jahren bei Fichten bis 300 Jahren bei Eichen. Da muss man anders planen und handeln als in anderen Bereichen.“ Folgenden Generationen den Wald in gleicher Qualität zu hinterlassen: Das sei die Aufgabe.
Und wie geht es dem Wald in Rheinland-Pfalz, was braucht er am meisten? „Ausreichend Wasser“, meint Tappmeyer. Die Dürrejahre seit 2018 hätten der Natur sehr zugesetzt. „Insbesondere im Norden unseres Landes, aber auch im Pfälzerwald sind die Trocknis- und Dürreschäden über fast alle Baumarten hinweg nicht zu übersehen.“ Die klimawandelbedingten Veränderungen brächten ganz neue Herausforderungen für den Wald und die Forstbetriebe mit sich.