Ebola in Westafrika weiter auf dem Vormarsch

Abuja/Genf · Der Ebola-Epidemie sind schon über 930 Menschen zum Opfer gefallen. Ein wenig erforschtes Serum weckt nun zaghaft Hoffnung bei Medizinern weltweit, den Vormarsch des Virus in Westafrika zu stoppen.

Seit Jahren hilft er schon Menschen in Monrovia, nun ist er schwer an Ebola erkrankt: Miguel Pajares (75). Der spanische Priester soll nun mit einer Militärmaschine nach Madrid geflogen werden. Damit wird erstmals ein am Virus infizierter Patient nach Europa transportiert. Die Rückkehr des 75-Jährigen hatten Zehntausende Landsleute in einer Internetpetition gefordert. Dem kam die spanische Regierung jetzt nach. Das Flugzeug startete bereits gestern in die liberianische Hauptstadt.

Die Reaktionen in den USA fielen vielfach anders aus. Auch dort wurden zwei Amerikaner, die in Westafrika Ebola-Kranken geholfen und sich dabei ebenfalls mit dem Virus infiziert hatten, vor wenigen Tagen ausgeflogen. In Foren hatten sich viele US-Bürger gegen die Rückkehr von Arzt Kent Brantly und dessen Assistentin Nancy Writebol ausgesprochen - aus Angst, sich anzustecken. Die Regierung in Washington beugte sich den Forderungen nicht. Die Infizierten erhielten inzwischen auch ein sich noch in der Testphase befindendes Gegenmittel "MZapp" - und beiden ginge es bereits besser, meldeten US-Medien.

Das Virus breitet sich unterdessen weiter in Westafrika aus. Nigerias Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu sprach gestern von sieben nachgewiesenen Ebola-Infektionen. Darunter sei eine Krankenschwester, die am Dienstag gestorben sei. Es wäre damit der erste nigerianische Ebola-Tote. Alle Fälle gehen auf einen Berater der liberianischen Regierung zurück, der nach der Landung in Lagos zusammengebrochen und einige Tage später gestorben war. Bei den meisten Patienten handele es sich um medizinisches Personal, das den Mann betreute, sagte Chukwu. Aus Saudi-Arabien wurde ebenfalls ein erster Verdachtsfall auf Ebola gemeldet. Der Mann sei zwei Tage zuvor in ein Krankenhaus eingeliefert worden und inzwischen gestorben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Er war von einer Reise nach Sierra Leone zurückgekehrt.

Das Virus grassiert weiter am stärksten in Guinea, Liberia und Sierra Leone. Dort stieg die Zahl der Infizierten auf über 1700. Gestorben sind mindestens 930. Das Auswärtige Amt rät inzwischen "dringend" von Reisen in diese Staaten ab. Das Deutsche Institut für Ärztliche Mission äußerte sich ähnlich - aber drastischer: "Wer sich dort ansteckt, kommt nicht mehr raus."

In Genf kamen gestern führende Epidemologen zu einem Ebola-Krisengipfel der Weltgesundheitsbehörde (WHO) zusammen. Sie forderten von der WHO, vielversprechende Medikamente, die sich noch in der Testphase befinden, beschleunigt zuzulassen. Ihre Hoffnungen ruhen auch auf "MZapp", also das Mittel, das die US-Helfer erhalten hatten. Allerdings wurde das Serum zuvor nur an Affen getestet.

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