Ebola-Epidemie ist fast eingedämmt

Berlin · Die Zahl der Ebola-Neuinfektionen in Afrika ist stark gesunken, Libyen ist fast Ebola-frei. Der Regierungsbeauftragte ruft angesichts von 11 000 Toten aber zu Demut auf. Denn es wurden auch Fehler gemacht.

Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist weitgehend eingedämmt. Ein spezieller Krisenstab im Auswärtigen Amt wird in wenigen Tagen seine Arbeit beenden. Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, sieht trotzdem keinen Grund zur Selbstzufriedenheit: Man solle "demütig und bescheiden" bleiben angesichts von 11 000 Todesfällen - und aus gemachten Fehlern lernen, meinte Lindner gestern in Berlin .

Vor rund sieben Monaten hatten die Helfer noch "die Apokalypse vor Augen", wie Lindner formulierte. In Monrovia, der Hauptstadt Liberias, lagen viele Menschen vor den Behandlungszelten im Sterben, weil die Bettenkapazitäten hinten und vorne nicht reichten. Woche für Woche kamen insgesamt bis zu tausend Neuinfektionen hinzu. Neben Liberia waren vor allem Guinea und Sierra Leone betroffen. Die internationale Unterstützung zur Bekämpfung der gefährlichen Seuche kam nur schleppend in Gang. "Wären wir schneller gewesen, hätten wir mehr Menschleben retten können", sagte Lindner.

Dabei gehörte Deutschland zu den Schwergewichten bei der internationalen Unterstützung. 195 Millionen Euro stellte die Bundesregierung als Soforthilfe bereit. Zwei Transall-Maschinen absolvierten mehr als 330 Flüge, um Zelte, Motorräder oder Kleinlaster in die drei besonders betroffenen Staaten Westafrikas zu transportieren. 800 Tonnen insgesamt. Das THW setzte lebensnotwendige Anlagen in Stand. Bis zu 350 freiwillige Helfer waren außerdem im Einsatz.

Nach Angaben Lindners ist die Zahl der Neuinfektionen der hoch ansteckenden Erkrankung, die mit Symptomen wie Fieber, Erbrechen und Durchfall beginnt, aktuell auf etwa 33 Fälle pro Woche gesunken. Sie konzentrieren sich fast nur noch auf Guinea und Sierra Leone. Liberia gilt mittlerweile als nahezu Ebola-frei. Und wie geht es weiter? Wichtig sei nach wie vor eine Unterbrechung der Infektionswege , sagt Lindner. Das heißt etwa, auf traditionelle Bestattungen zu verzichten, was einen tiefen Einschnitt in die afrikanische Kultur bedeutet. Zugleich tue Aufklärung Not, denn Überlebende würden stigmatisiert. Überhaupt müsse man aus den globalen Gesundheitsrisiken lernen, um künftig schneller zu reagieren.

Eine entsprechende UN-Initiative hat die Bundesregierung gemeinsam mit Norwegen und Ghana angestoßen. Außerdem soll sich eine neue Abteilung im Auswärtigen Amt um die Krisenfrüherkennung kümmern. Auch auf dem G7-Gipfel Anfang Juni soll die Ebola-Epidemie zur Sprache kommen.

Lindner selbst wird seine Entwicklungsarbeit auf dem schwarzen Kontinent wohl weiter fortsetzen. Im Sommer soll Lindner den Chefposten der deutschen Vertretung in Südafrika übernehmen.

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