Dorfgemeinschaft statt Bauernkriege

Potsdam/Gerswalde. Sie beackern das Land ihrer Vorfahren, betreiben Hotels und Kliniken, produzieren Trickfilme oder beraten Regierungen - fast 18 Jahre nach der Wiedervereinigung haben Adlige erneut vielfach in Ostdeutschland Wurzeln geschlagen

Potsdam/Gerswalde. Sie beackern das Land ihrer Vorfahren, betreiben Hotels und Kliniken, produzieren Trickfilme oder beraten Regierungen - fast 18 Jahre nach der Wiedervereinigung haben Adlige erneut vielfach in Ostdeutschland Wurzeln geschlagen. Andere wiederum liegen im Dauerstreit mit Ländern wie Sachsen und Thüringen, wenn es darum geht, Kunstschätze und Immobilien zurückzuerhalten. Beispiele sind die Wettiner und die Reußen. Die Wunden des Geschichtsbruchs von 1945 - mit Bodenreform, Enteignung und Flucht - sind bis heute nicht vernarbt.

Insbesondere die Abkömmlinge früherer Großgrundbesitzer hatten bei ihrer Rückkehr zumeist keinen leichten Stand, wirkte doch das von der DDR geprägte Bild des "Junkers" fort, der angeblich für alles Schlechte in der jüngeren deutschen Geschichte mitverantwortlich war: den Obrigkeitsstaat, das Hitler-Regime, die beiden Weltkriege.

"Mancher wurde mit offenen Armen, mancher aber auch mit der Mistforke empfangen", erinnert sich der Sprecher des Bauernverbandes in Brandenburg, Holger Brantsch.

Von Familientradition und Heimatliebe getrieben, siedelten sich etliche Abkömmlinge des einstigen preußischen landsässigen Niederadels wieder auf ihrer angestammten Scholle an, die mit der Bodenreform 1945 verloren gegangen war. So wie Alard von Arnim (Foto: dpa). Seit 1996 bewirtschaftet der 64-Jährige den elterlichen Gutshof im uckermärkischen Gerswalde. Vor allem seine Mutter habe immer fest daran geglaubt, dass die Familie mit ihrer rund 800 Jahre alten Geschichte eines Tages wieder an den Stammsitz zurückkommen werde, erzählt von Arnim. "Das ist nicht recht, was mit uns geschehen ist", bläute sie ihm ein, nachdem die Familie in den letzten Kriegstagen Richtung Westen geflüchtet war. Als der hochgewachsene Mann im Januar 1990 erstmals nach 45 Jahren das Heimatdorf seiner Ahnen im fernen Osten betrat, verbreitete sich das unter den Älteren wie ein Lauffeuer: "Der Kleine ist wieder da" - zum Zeitpunkt der Flucht war Alard von Arnim schließlich erst zwei Jahre alt. Heute baut er auf rund 480 Hektar Getreide und Raps an; außerdem hält er 60 Mutterkühe. Daneben ist der Adlige seit 1999 CDU-Landtagsabgeordneter, sitzt im Kreistag und hat in seinem Wohnort das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters inne.

"Viele der Rückkehrer bringen sich ins Dorfleben ein", stellt Bauernverbandssprecher Brantsch fest. Und: "Die haben auch viele neue Ideen mitgebracht, auf die ein Ossi nicht gekommen wäre - wie beispielsweise die Direktvermarktung." Im Großen und Ganzen funktioniere das Miteinander vor Ort ziemlich gut. "Von großen Bauernkriegen habe ich nichts gehört."

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