Bei Auftritt in Trier Dieter Nuhr macht sich über Annalena Baerbock und Robert Habeck lustig

Trier · Dieter Nuhr bespaßt sein Publikum in der ausverkauften Arena Trier. Dabei pariert er auch die Kritik seines Kollegen Jan Böhmermann.

 Dieter Nuhr in der Arena Trier (Archivbild)

Dieter Nuhr in der Arena Trier (Archivbild)

Foto: dpa/Henning Kaiser

Ganz am Ende, im Zugabenbereich sozusagen, kommt die Frage aus den dicht besetzten Reihen in der Arena: Ob er denn eine Lösung habe, will ein Zuschauer wissen. Gemeint ist eine Lösung für all die Probleme, die Dieter Nuhr in seinem knapp zweistündigen Programm aufgelistet hat. „Da haben Sie was falsch verstanden“, entgegnet Nuhr.

„Ich bin Komiker.“ Und erinnerte damit (un)wissentlich an ein Bonmot der Kabarettistin Lore Lorentz vom Düsseldorfer „Kommödchen“, die bereits vor Jahrzehnten auf die Frage „Was habt ihr gegen all die Probleme dieser Welt eigentlich gemacht?“ mit einer ähnlichen Replik reagierte: „Wir haben sie ästhetisch formuliert.“

Dieter Nuhr: besserer Redner als viele Politiker

Dass Dieter Nuhr ebenfalls aus Düsseldorf stammt, ist sicherlich keine Erklärung für die ähnlich lautenden Antworten; dass sie zum professionellen Selbstverständnis aller Kabarettisten, Komödianten und Komiker gehören, schon eher. Es verhält sich ein bisschen so wie Regierung und Opposition: In der Opposition stellt man steile Thesen auf sowie Forderungen, die, sollte man unversehens auf die Regierungsbank katapultiert werden, still und klammheimlich wieder in der Schublade versenkt werden.

Aber der Abend mit dem Programm unter dem warnenden Titel „Kein Scherz!“ war ja keine Bundestagssitzung und schon allein deshalb viel amüsanter, zumal Dieter Nuhr zweifellos ein besserer – zumindest unterhaltsamerer – Redner ist als die meisten Abgeordneten.

Und darauf versteht sich der 62-jährige Kabarettist aufs Vortrefflichste, der seine Sketche aufbaut, die Auflösung in der Luft schweben lässt, sich gekonnt verhaspelnd auf thematische Nebenwege verirrt und dann doch irgendwie zum Ausgangspunkt zurückfindet, somit die Aufmerksamkeit des Publikums an der langen Leine hält und die Pointe schließlich mit exakt berechneter Verzögerung setzt.

Jan Böhmermann über Dieter Nuhr: „Rechter Humor eines alten weißen Mannes“

Bodyshaming und Klimakatastrophe, Bankenkrise und Gendern, Helikoptermütter und zukunftsunfähiger Nachwuchs, Geschlechterdiversität und vegane Ernährung – keines seiner Lieblingsthemen lässt er unberücksichtigt, ungeachtet der Tatsache, dass er bei manchen auf sehr dünnem Eis schlittert und folglich in letzter Zeit häufig eingebrochen ist, wie der ein oder andere Internetfuror, dem sich Nuhr gegenübersieht, bezeugt. Zuletzt hat Jan Böhmermann in seinem ZDF Magazin Royale seinem Kollegen als „Nuhr im Zweiten“ eine Breitseite verpasst und den „rechten Humor eines alten weißen Mannes“ kritisiert.

Nuhr, der das Publikum an diesem Abend ohnehin auf seiner Seite hat, kommentiert die Schmähsendung eher beiläufig und ohne explizit darauf einzugehen, wenn er sich quasi dafür entschuldigt, ein weißer Mann zu sein und daran, selbst wenn er wollte, nichts ändern könne. Natürlich instrumentalisiert er, ganz Bühnenprofi, die Vorwürfe, die ihm gemacht werden, für seine Gags, etwa wenn er die Namen Greta Thunberg oder Ricarda Lang lediglich erwähnt und das Publikum, in Erwartung seiner Boshaftigkeiten, sofort mit Gelächter reagiert.

Auch Annalena Baerbocks „feministische Außenpolitik“, die im Ausland für „großen Respekt“ sorge, sowie Robert Habeck („solange der Wirtschaftsminister nicht weiß, was insolvent bedeutet, können unsere Banken nicht pleitegehen“) bekommen ihr Fett weg (dabei sei er doch von Anfang an bei den Grünen dabei gewesen).

Nuhrs Schlussfolgerung: Für jeden Politiker könne es nur von Vorteil sein, vor Eintritt in die Politik „wenigstens auf ein halbes Jahr Berufserfahrung zurückblicken zu können“. Und militaristischen Klimaaktivisten hält er entgegen, dass Diesel nicht immer nur umweltschädlich, sondern auch sehr gesund sein könne: wenn der Patient nämlich nach einem Schlaganfall mit dem Rettungswagen und nicht mit dem Lastenfahrrad in die Notaufnahme transportiert wird.

Geht man vom Applaus am Schluss der Veranstaltung aus, braucht Dieter Nuhr nach seinem Trierer Auftritt jedenfalls keinen Shitstorm zu befürchten.
(Hinweis: Dieser Artikel erschien am 3. April. Wir stellen ihn hier nochmals zur Verfügung.)

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