"Die spinnen, die Briten"

London. Sie jagen hinter rollenden Käselaiben die Hügel hinunter und liefern sich Wettrennen durch Schlammbänke: Wer den Bestseller "Exzentrisches Britannien" von Benedict le Vay gelesen hat, kann Obelix nur beipflichten. Denn schon der kam im Asterix-Comic zu dem Schluss: "Die spinnen, die Briten

 In Brookworth jagen die Briten rollendem Käse hinterher. Foto: dpa

In Brookworth jagen die Briten rollendem Käse hinterher. Foto: dpa

 In Brookworth jagen die Briten rollendem Käse hinterher. Foto: dpa

In Brookworth jagen die Briten rollendem Käse hinterher. Foto: dpa

London. Sie jagen hinter rollenden Käselaiben die Hügel hinunter und liefern sich Wettrennen durch Schlammbänke: Wer den Bestseller "Exzentrisches Britannien" von Benedict le Vay gelesen hat, kann Obelix nur beipflichten. Denn schon der kam im Asterix-Comic zu dem Schluss: "Die spinnen, die Briten."Le Vay hingegen sieht in den Schrullen seiner Landsleute nur den englischen Philosophen John Stuart Mill bestätigt, der vor 150 Jahren schrieb: "Die Exzentrizität in einer Gesellschaft ist proportional so hoch wie ihre Genialität, Erfindergabe und geistiger Mut." Da mag etwas dran sein: Während der Earl von Bridgewater seinen in Hofkostümen steckenden Hunden das Futter von silbernen Tellern servieren ließ, stieg England zur führenden Industrie- und Kolonialmacht auf. Ihre Lordschaften setzen auch heute noch die Tradition der Verschrobenheit fort: So der Markgraf von Bath, der eigenhändig einige Prachträume seines Palastes mit erotischen Reliefs aus Leim- und Sägemehl verschönerte.Panzer bewacht ReihenhausDoch das "gemeine Volk" steht den Lordschaften nicht mehr nach. Ed China motorisierte seinen Polstersessel, der immerhin eine Spitzengeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern bringt. Zu den Schlossruinen, antiken Tempeln und orientalischen Palästen, die Aristokraten einst "nur so zum Spaß" in die Landschaft setzten, kommen nun Reihenhäuser, aus deren Dach ein gewaltiger Hai springt oder deren Eingang von einem ausrangierten Panzer bewacht wird.Wie sehr die britische Exzentrik verbreitet ist, fand der Psychiatrie-Professor David Weeks heraus. In seiner Studie befragte er mehr als 150 Briten, die durch seltsame Eigenheiten auffielen. Er fand eine Gräfin, die während des Interviews einen Hummer aus Plastik streichelte und einen Londoner Börsenmakler, der nichts entspannender findet als ein Bad in gebackenen Bohnen. Der Professor stellte bei ihnen viele Gemeinsamkeiten fest: Über 80 Prozent stammen aus den gehobenen Gesellschaftsschichten und waren entweder das älteste Kind in einer Familie oder Einzelkinder.Picknicks für TeddybärenMerkwürdige Eigenheiten wurden in England stets als Zeichen von Individualität hoch angesehen. In keinem Land gibt es so viele pseudohistorische Gesellschaften, wo respektable Bürger sich nach Feierabend als Römer, Ritter und Piraten aufführen. In den Parks finden große Picknicks für Teddybären statt, und im Oberhaus konnte ein Lord ohne weiteres eine Debatte über die Belästigung durch fliegende Untertassen in Gang setzen.Prinz Charles eher augenzwinkernde Bemerkung, dass er zuweilen mit Pflanzen redet, mag zwar schrullig klingen, war aber Dünger für das Wachstum der "grünen" Bewegung auf der Insel. Dabei war der Prinz gar kein "Original". Der irische Schriftsteller Oscar Wilde, dem die Krone der britischen Exzentrik gebührt, wachte eine Nacht bei einer Schlüsselblume, die ihm krank erschien.

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