Die schwierige Suche nach den eigenen Wurzeln

Hamburg. Wer Folker Heinecke (Foto: dpa) ist, weiß niemand ganz genau. Zwar kennen viele in Hamburg den früheren Schiffsmakler. Es gibt eine Geburtsurkunde, eine hanseatische Vergangenheit, die Grabstelle der Adoptiveltern. Und doch ist seine Herkunft auch ihm selbst schleierhaft: Folker Heinecke ist eines der so genannten Lebensborn-Kinder

Hamburg. Wer Folker Heinecke (Foto: dpa) ist, weiß niemand ganz genau. Zwar kennen viele in Hamburg den früheren Schiffsmakler. Es gibt eine Geburtsurkunde, eine hanseatische Vergangenheit, die Grabstelle der Adoptiveltern. Und doch ist seine Herkunft auch ihm selbst schleierhaft: Folker Heinecke ist eines der so genannten Lebensborn-Kinder. Von den Nazis verschleppt und in einem NS-Kinderheim "germanisiert", sucht der 68-Jährige seit Jahrzehnten nach seiner Identität - unter anderem beim Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes.

"Ja, meine Eltern waren Nazis", sagt Heinecke heute, "aber sie haben mich geliebt, wie ich sie geliebt habe. Und ich vermisse sie." Lebensborn war eine SS-Organisation, die für mehr und vor allem für mehr "arische" Kinder in Deutschland sorgen sollte. Zur "Rettung der nordischen Rasse" sollten Männer mit mehreren Frauen Kinder zeugen dürfen. Der zweite Zweck von "Lebensborn e.V." war ein kaum glaubliches Verbrechen: In den von der Wehrmacht besetzten Ländern wurden Kleinkinder verschleppt und nach einer "Germanisierung" regimetreuen Eltern übergeben. Nachdem Folker Heinecke jahrelang geforscht und mehrmals auch in den Millionen Akten über Opfer des nationalsozialistischen Regimes gesucht hat, weiß er inzwischen, dass er 1940 auf der Krim geboren wurde und eigentlich Aleksander Litau heißt. "Als ich ein Jahr und zehn Monate alt war, müssen mich SS-Männer gesehen haben, blond und blauäugig. Da hieß es dann wohl: 'Den nehmen wir mit'."

Es folgte das Lebensborn-Heim "Sonnenwiese" in Kohren-Sahlis bei Leipzig. Nach der einjährigen Umerziehung die Adoption. "Ich mag über meine Eltern nichts Schlechtes sagen. Sie waren immer gut zu mir", sagt Heinecke. Die Adoptiveltern starben 1975.

"Irgendetwas stimmte nicht bei mir. Das habe ich immer gewusst", sagt Heinecke. Von einem Nachbarsjungen erfuhr er von der Adoption, da war er sieben. Doch erst als Erwachsener begann er, nach seinen Wurzeln zu suchen. Seine Reise führte ihn zurück in das alte Lebensborn-Heim. "Da haben die Wände zu mir gesprochen." Die Auffahrt, der Essenssaal, alles lief wie ein alter Film wieder ab. In seinem Geburtsort Alnowa war Heinecke auch schon. Doch die Spuren sind dünn. Vor allem einen Wunsch hat er: "Wenn ich einmal am Grab meiner Mutter stehen könnte. Nur einmal." dpa

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