Die Rückkehr der "Körperwelten"

Heidelberg. Die umstrittenen "Körperwelten" kehren an ihren Ursprungsort zurück. In den umgebauten Lagerhallen des früheren Heidelberger Güterbahnhofs ist vom 10. Januar bis 26. April eine neu konzipierte Ausstellung des Leichenplastinators Gunther von Hagens (63) zu sehen

Heidelberg. Die umstrittenen "Körperwelten" kehren an ihren Ursprungsort zurück. In den umgebauten Lagerhallen des früheren Heidelberger Güterbahnhofs ist vom 10. Januar bis 26. April eine neu konzipierte Ausstellung des Leichenplastinators Gunther von Hagens (63) zu sehen. Unter dem Titel "Der Zyklus des Lebens" werden überwiegend menschliche Körper und Organe gezeigt, die den Alterungsprozess veranschaulichen sollen. Von Hagens "Plastinarium" in Guben bei Cottbus bleibt wegen Modernisierungsarbeiten bis Frühjahr 2010 geschlossen. 1993 hatte der Anatom in Heidelberg ein Institut für Plastination gegründet und dort die Basis für seine inzwischen weltweit gezeigten Leichenplastinate gelegt. Die Ausstellung in Heidelberg, die auch in weiteren Städten im deutschsprachigen Raum gezeigt werden soll, wird 200 plastinierte Körper und Präparate umfassen, wie Ausstellungskuratorin Angelina Whalley sagt. Die 48-jährige Medizinerin ist mit von Hagens verheiratet und konzipiert seit Jahren die "Körperwelten". Sie geht davon aus, dass der "Zyklus des Lebens" etwa 350 000 Besucher anziehen wird. Neben dem wissenschaftlichen Interesse gehe es auch darum, den Besuchern "ein tieferes Verständnis für den eigenen Körper zu vermitteln", sagt Whalley. Dabei räumt sie ein, dass sich besonders sensible Menschen die Leichen nicht unbedingt ansehen sollten. "Aber Besucher, die unsere früheren Ausstellungen besucht haben, zeigten sich immer wieder überrascht über die Ästhetik und reagieren tief bewegt", sagt die Kuratorin. Sie und ihr Mann hätten den Eindruck gewonnen, dass zahlreiche Besucher einen Bewusstseinswandel erlebten. "Viele gaben beispielsweise an, sie hätten intensiver darüber nachgedacht, wie sie gesundheitsbewusster leben können", fügt Whalley hinzu. Doch jenseits solcher Eindrücke sorgen die ausgestellten Exponate noch immer für heftige Kritik in Deutschland. Seit die erste "Körperwelten"-Ausstellung 1996 im Mannheimer Landesmuseum für Arbeit und Technik zu sehen war, hat sich eine breite Allianz gegen von Hagens und die teilweise skurril stilisierten Leichen gebildet. Zu den Kritikern gehört neben den Kirchen die Deutsche Hospizstiftung. Sie argumentiert, die Ausstellungen führten zu einer "Entfremdung des Sterbens". Auch die Deutsche Gesellschaft für Pathologie beanstandet das Konzept. Der Plastinator degradiere den menschlichen Körper zum Objekt der Sensationslust.Bei der Plastination wird das in den Körperzellen vorhandene Wasser durch Kunststoff ersetzt. Die so entstehenden Präparate sehen äußerst realistisch aus und verfügen über eine lange Haltbarkeit.

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