Die Royals sind auf Brexit-Tour
London/Rom · Die britische Königsfamilie reist durch Europa und macht Werbung für ihr Heimatland. Deutschland ist auch ein Reiseziel.
(dpa) Die britischen Royals reisen in diesem Jahr emsig durch Europa. Prinz William (34) war mit seiner Frau Kate (35) kürzlich in Paris. Doch der Trip in die Stadt der Liebe war knallharte Arbeit: Die beiden waren als Brexit-Botschafter unterwegs - das wird auch ihre Rolle beim Deutschland-Besuch im kommenden Sommer sein. Williams Vater, Prinz Charles, tourt gleich durch mehrere Länder. Zurzeit ist er mit seiner Camilla in Italien, um Werbung für Großbritannien zu machen. Als Highlight seiner Reise gilt die Audienz mit Papst Franziskus am Dienstag.
Zunächst war aber "Dolce Vita" angesagt - zumindest für Camilla. Während Charles Kriegsgräber und die Erdbebenstadt Amatrice besuchte, genoss Camilla Neapel, bekam eine Pizza und Krawatten geschenkt und studierte die Antike in der Ausgrabungsstätte Herculaneum. Der Idylle zu Trotz: Der Brexit spukt in Italien immer mit. Der Ausstieg Großbritanniens aus der EU sei zwar "potenziell katastrophal", raube ihm aber nicht den Schlaf, sagte Jeff Martin, Italien-Verantwortlicher des britischen Agrarverbandes Ahdb. Schließlich lebt Italien vom Export von Wein, Olivenöl und Co. Und Großbritannien exportiert Fleisch nach Italien.
Seit dem britischen Referendum für einen EU-Ausstieg läuft sich Italien warm, um Geschäftszweige aus London zu "erben". Die Wirtschaftsmetropole Mailand bewirbt sich als der neue Finanzplatz Europas. Ein feuchtfröhlicher Abschluss der Europatour ist - natürlich neben politischen Gesprächen und Besuch der Wiener Philharmoniker - für das Paar in einer Weinschenke in Österreich geplant.
Beim Papst dürfte es auch um Europa gehen. Für das Paar ist es das erste Treffen mit dem Argentinier. Aber Thronfolger Charles (68) und Camilla (69) sind "Vatikan-erfahren". 1985 kam Charles mit seiner damaligen Frau Prinzessin Diana zu Johannes Paul II. Camilla, Charles zweite Frau, besuchte den Vatikan erstmals 2009. Einigkeit wird mit Franziskus umso mehr erwartet, weil er wie der "grüne Prinz", ein großer Umweltfreund ist. Und auch in religiöser Sicht wird kaum mit Spannungen zwischen dem Katholiken-Oberhaupt und dem Anglikaner Charles gerechnet. Aber was ist mit dem Brexit?
Der Pontifex rief Europa immer wieder dazu auf, sich zusammenzuraufen und nicht in Populismus und Kleinstaaterei zu verfallen. Erst vor etwas mehr als einer Woche empfing Franziskus alle Staats- und Regierungschefs der EU - aber ohne Großbritanniens Premierministerin Theresa May.
Sein Besuch Ende März in Rumänien dürfte Charles gefallen haben, weil er ein Faible für mittelalterliche Architektur und wilde Natur hat. Der Inhalt des Brexit-Gesprächs mit Staatspräsident Klaus Iohannis blieb aber vertraulich. Denn das Motto der Royals lautet: keine öffentlichen Debatten über den EU-Austritt, aber Werbung für Großbritannien. Das Königreich will sich trotz Scheidung von der Europäischen Union mit den verbliebenen 27 EU-Ländern gut stellen.
Frankreichs Presse hatte beim Besuch von William und Kate in Paris von einer "Charme-Offensive" gesprochen. Gleiches wird beim Deutschland-Besuch des Paares im Sommer erwartet. "Der Herzog und die Herzogin werden einen offiziellen Besuch nach Polen und Deutschland auf Wunsch des Außenministeriums machen", teilte der Kensington-Palast knapp mit. Die Orte werden wohl aus Sicherheitsgründen erst später bekanntgegeben. Ob Charlotte (1) und George (3) als Herzensbrecher mit auf Brexit-Tour gehen, ist noch unklar.