Die Milliardärin und der Gigolo

München. Reiche Frauen waren sein Spezialgebiet. Er verführte sie und erleichterte sie um Millionen - unter ihnen auch die reichste Frau Deutschlands, die Quandt-Erbin Susanne Klatten. Von Montag an muss sich der Schweizer Helg Sgarbi (Foto: Action Press) vor dem Landgericht München I verantworten

 Sieben Millionen Euro soll Susanne Klatten dem Betrüger im September 2007 als Darlehen überreicht haben - in einem Umzugskarton. Foto: dpa

Sieben Millionen Euro soll Susanne Klatten dem Betrüger im September 2007 als Darlehen überreicht haben - in einem Umzugskarton. Foto: dpa

München. Reiche Frauen waren sein Spezialgebiet. Er verführte sie und erleichterte sie um Millionen - unter ihnen auch die reichste Frau Deutschlands, die Quandt-Erbin Susanne Klatten. Von Montag an muss sich der Schweizer Helg Sgarbi (Foto: Action Press) vor dem Landgericht München I verantworten. Klatten selbst hatte das Verfahren gegen den Mann, der sie umgarnte und dann mit verfänglichen Bildern erpresst haben soll, mit ihrer Anzeige ins Rollen gebracht.

Über die Jahre fielen eine ganze Reihe Frauen auf den inzwischen 44-jährigen Übersetzer mit den kurzen Haaren herein, den Fotos teils mit dickrandiger Brille zeigen - auf den ersten Blick nicht unbedingt der klassische Casanova.

In München geht es um vier Fälle. "Bei einer Verurteilung ist mit einer mehrjährigen Haftstrafe zu rechnen", sagt Oberstaatsanwalt Anton Winkler. Bereits vor etwa sechs Jahren war Sgarbi nach der Anzeige einer geprellten Frau wegen ähnlicher Vorwürfe in der Schweiz zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden.

Zuvor hatte er eine über 80-jährige Comtesse um hohe Beträge erleichtert, sie wollte ihn heiraten. Die Millionensummen soll Sgabi einem Sektenführer in Italien gegeben haben - es sieht so aus, als sei der Verführer selbst ein Verführter gewesen. "Zufällig" lernte der Schweizer die Frauen in edlen Hotels kennen. Vielleicht kommt ihm die Ausnahmesituation eines Wellness-Aufenthalts zugute, wenn er abends mit den Damen plaudert, vielleicht gibt er ihnen scheinbar das Verständnis, das sie zu Hause vermissen.

"Schäume über vor Gefühlen für Dich", zitiert der "Stern" die Nachricht einer Verliebten an den Herzensbrecher. Dabei trieb er sein Spiel teilweise parallel. Während er mit der einen zarte Bande knüpft, ist eine andere den Ermittlungen zufolge schon unterwegs, um einen sechsstelligen Betrag für ihn von der Bank abzuheben. Bei Klatten gibt er sich gleich zu Anfang als Sonderberater der Schweizer Regierung in politischen Krisengebieten aus - deshalb sei er immer wieder einmal für einige Tage nicht erreichbar. Warum ausgerechnet sie, hochkorrekt, verheiratet, Mutter dreier Kinder und stets für sich und ihre ganze Familie auf höchste Diskretion bedacht, sich nach anfänglicher Ablehnung doch mit einem mutmaßlichen Kriminellen einließ, bleibt offen. Stets bringt Sgarbi die Frauen zunächst mit derselben rührenden Geschichte von einem Unfall mit einem schwer verletzten Kind zu hohen Zahlungen. Er brauche Geld, um sich freizukaufen. Manchmal spricht er von der Mafia, die deswegen Geld von ihm wolle. Klatten gibt ihm sieben Millionen Euro. Doch er will mehr. Sie soll sich von ihrem Mann trennen und mit ihm leben - und dabei 290 Millionen Euro locker machen als Stiftungseinlage. Klatten beendet die Beziehung - nun sollen die Erpressungsversuche mit den Videos begonnen haben. Sgarbi soll dabei zeitweise 49 Millionen Euro verlangt, den Betrag aber dann auf 14 Millionen reduziert haben. Trotz des drohenden öffentlichen Interesses verständigt sie nun die Polizei. Bei einer vereinbarten Geldübergabe in Österreich klicken dann die Handschellen. Die Millionen soll der Casanova einem Sektenführer in Italien gegeben haben.

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