Die große Faust wird 80

Saarbrücken. Ach, waren das schöne, unschuldige Zeiten: Sonntagmittag, 70er Jahre, 16 Uhr, Jugendvorstellung im St

Saarbrücken. Ach, waren das schöne, unschuldige Zeiten: Sonntagmittag, 70er Jahre, 16 Uhr, Jugendvorstellung im St. Wendeler Kino "Central Theater": Entweder trampelte dort die Riesenechse Godzilla durchs Parkett - oder Bud Spencer verteilte großflächig Backpfeifen, deren Klatschen bis ans Kino-Ende schallte, das damals "Sperrsitz" hieß und eine Mark mehr Eintritt kostete. Für heranwachsende Jungs - Mädchen verirrten sich fast nie in einen Bud-Spencer-Film - war Carlo Pedersoli, wie der Mann aus Neapel eigentlich heißt, ein Vorbild in aktiver Lebensführung: Probleme wurden einfach weggeklatscht, bevorzugt in klassischer Dreier-Kombination. Eine Backpfeife von links, dann eine von rechts, und dann die Faust von oben auf den Kopf - worauf das Opfer/der Stuntman spontan mit einem Salto reagierte. "Sie nannten ihn Mücke", "Plattfuß räumt auf", "Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel" - die Titel waren Programm, die Handlungen ziemlich unwichtig. Genau wie bei den Filmen, die Spencer, im früheren Leben olympischer Schwimmer, Schlagerkomponist und Jurist, mit seinem Partner Terence Hill drehte. "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle", "Vier Fäuste für ein Hallelujah", "Zwei wie Pech und Schwefel" - diese Filme stürzten Pädagogen und Filmkritiker ob ihres tiefergelegten Prügelhumors in Verzweiflung. Für Spätgeborene mag das heute schwer zu glauben sein - aber Spencer und Hill (eigentlich Mario Girotti) waren in den 70ern die Allergrößten und gehörten zur Lebenswelt von Jungs wie Bonanza-Räder.

Aber wie es so geht: Man wird älter, und selbst bei einem Traumpaar wie Spencer/Hill blättert der Lack. Die späteren der immergleichen Filme kamen weniger gut an; der letzte, etwas lendenlahme Jux "Die Troublemaker" von 1994 interessierte die Fans von einst nicht mehr. Nach den großen Jahren gründete Spencer eine Fluglinie, kandidierte erfolglos für die Berlusconi-Partei und spielte kleinere Rollen im Fernsehen, wo er den Bildschirm im Alleingang füllte - der Stämmige wurde im Rentenalter ausladend und schien selbst beim Treppensteigen gedoubelt zu werden. In diesem Jahr konnte man ihn noch einmal in den deutschen Kinos sehen - bei einem Gastauftritt in der Krimikomödie "Mord ist mein Geschäft, Liebling".

An diesem Samstag wird Bud Spencer 80 Jahre alt. Viele Kinos, in denen er Triumphe feierte, gibt es heute nicht mehr - wie das St. Wendeler "Central Theater" oder das Saarbrücker "Scala", wo "Plattfuß in Afrika" damals von morgens bis abends am Stück lief. Und die Fans aus den Jugendvorstellungen kämpfen, wie Spencer damals, mit hoher Stirn und rundem Bauch. Den Lauf der Zeit hält auch eine Riesenfaust nicht auf.

Im Dezember erscheint im MPW-Verlag das 450-Seiten-Buch "Bud Spencer, Terence Hill - Chronicles" von Tobias Hohmann (39,90 €.)

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