Die Grande Dame von Entenhausen

Düsseldorf · Oma Duck wirkt nur wie eine altmodische Bilderbuchoma. In Wirklichkeit ist sie der grüne Gegenpart zum geldgierigen Dagobert: Sie baut Gemüse an, verachtet industrielle Landwirtschaft und fährt Elektromobil.

Oma Duck ist die Grande Dame der Entenhausener Entensippe um Donald, Onkel Dagobert und Tick, Trick und Track. Heute feiert sie ihren 70. Geburtstag. Aber sieht man mal von ihrem mächtigen Berg grauer Haare ab, wirkt Dorette Duck noch jung und frisch. Das liegt nicht nur daran, dass Comicfiguren so gut wie nie altern. Es hat sicherlich auch mit ihrer ruhigen Lebensart und ihrer extrem gesunden Ernährung zu tun. Schließlich wohnt Oma Duck auf einem hübschen, kleinen Bauernhof am Rande der Comic-Metropole Entenhausen, wo sie Ziegen, Pferde, Rinder, Hühner und Schweine hält und ökologische Landwirtschaft betreibt. Mit Hilfe ihres faulen Knechts Franz Gans baut sie allerlei Köstlichkeiten wie Tomaten und Äpfel in ihrem Garten an.

Zu ihrem 70. Geburtstag wird es sicher eine große Feier geben, denn Oma Duck liebt Feste: "Wir schenken Freude, Franz! Wir schenken sie unseren Tieren . . . und damit auch uns." Den Tisch stellt sie auch schon mal mitten in der Scheune auf und lädt dann kurzerhand das Pferd Hansi, das Schwein Susi oder das Huhn Emilie ein. Doch zuvor wollen die Kühe gemolken, die Hühnereier eingesammelt, der Kuchen gebacken und die Leibspeisen ihrer Großfamilie zubereitet werden - Fertigprodukte haben in ihrer legendären Küche nichts verloren.

Vor Jahren einmal hatte Entenhausens eifriger Erfinder Daniel Düsentrieb ihr eine Maschine zum Geburtstag geschenkt, die nur mit Zugabe von Erde alles herstellte, was es an landwirtschaftlichen Produkten überhaupt gab. Doch das war nichts für Oma Duck. "Und was soll ich den ganzen Tag tun", fragte sie, "und was sollen meine Hühner, Schweine und Kühe tun? Da haben wir hier ja nur eine Fabrik und keinen Bauernhof mehr." Dem enttäuschten Düsentrieb beschied sie: "Nichts gegen dein Geburtstagsgeschenk! Es ist sehr schön. Aber ich werd's erst benutzen, wenn ich alt und klapprig bin und wirklich Ruhe brauche." Die braucht sie aber noch lange nicht.

Als einziges Zugeständnis an den Fortschritt schmückt ein altes Telefon die Wand ihres ansonsten nicht elektrifizierten Hauses. Und in der Scheune wartet ihr Elektromobil auf seine eher seltenen Einsätze. Es wurde vermutlich von einem "Detroit Electric" inspiriert, einem Elektroauto, das erstmals 1907 produziert und schon bald wieder aufgegeben wurde.

Als die herzensgute und von einem extremen Reinlichkeitssinn beseelte Oma Duck die Comicwelt betrat, hatte ihr Enkel Donald nichts zu lachen: Er bekam von ihr erst mal kräftig den Enten-Hals gewaschen. Das war am 27. September 1943, bei Oma Ducks erstem wirklichen Auftritt in Entenhausen in einem der täglichen Donald-Duck-Comicstrips. Zuvor war sie 1940 schon einmal im Hintergrund eines Comics zu sehen gewesen. Im Cartoon "This is Your Life, Donald Duck" hatte Oma Duck 1960 ihren einzigen Zeichentrick-Auftritt. Auf ihrem legendären Bauernhof soll sie den jungen Donald danach auch großgezogen haben.

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