Die Deutschen werden immer älter

Wiesbaden · Die Lebenserwartung in Deutschland steigt und steigt. Zugleich bleiben die Menschen länger gesund. Und das wird sich auch erst einmal nicht ändern. Doch wie alt können Menschen maximal werden?

Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Neugeborene Mädchen haben inzwischen eine Lebenserwartung von fast 83 Jahren, Jungen von nahezu 78 Jahren. Das sind bei den Jungen sechs und bei den Mädchen fast fünf Jahre mehr als noch vor rund 25 Jahren, wie die Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ergaben. Damit liegt Deutschland ungefähr im EU-Durchschnitt. Wieso werden wir eigentlich immer älter? Ist ein Ende in Sicht?

Rembrandt Scholz vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock sieht noch kein Zeichen für eine Stagnation. "Der Trend wird sich auf diesem hohen Niveau fortsetzen." Und: Es werde immer mehr Lebenszeit bei Gesundheit verbracht.

"Wir gewinnen im statistischen Mittel zwei, drei Jahre pro Jahrzehnt", sagt Stephan Sievert vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. "Die Gründe dafür haben sich aber im Laufe der Zeit verändert." In den 1970er Jahren seien es vor allem die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten und ein Rückgang der Sterblichkeit von Kindern gewesen. In den vergangenen Jahren dagegen sei vor allem die Überlebenswahrscheinlichkeit Älterer gestiegen. "Das hat viel mit Lebensstil zu tun, mit Prävention und mit der Bekämpfung chronischer Krankheiten."

"Wir wissen nicht, ob die steigende Lebenserwartung ein Dauertrend ist", sagt der Medizinsoziologe Siegfried Geyer aus Hannover. "Wir kennen die maximale biologische Lebenserwartung nicht." Vor 100, 150 Jahren habe die Wissenschaft noch angenommen, dass diese bei 60 bis 70 Jahren liege. Geyer betont die Bedeutung psychosozialer Faktoren bei der Lebenserwartung . Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen seien größtenteils auf soziale und verhaltensbezogene Faktoren zurückzuführen, wie Vergleichsstudien zwischen Nonnen und Mönchen zeigten. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Todesursache Nummer eins - spielten berufliche Belastungen eine Rolle. Geringe Handlungsspielräume bei zugleich hohen Anforderungen könnten über Jahrzehnte zu erhöhten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Arbeitslosigkeit trage auch zum Ausbruch solcher Krankheiten bei.

1. Arbeit: Der 1986 gestorbene Japaner Izumi Shigechiyo wurde 120 Jahre alt. Sein Arbeitsleben währte 98 Jahre, erst mit 105 setzte sich der Zuckerrohrfarmer zur Ruhe. Sein Methusalem-Motto: "Früh aufstehen und einen Getreideschnaps vor dem Schlafengehen."

2. Disziplin: Der 2011 mit 108 Jahren gestorbene Johannes Heesters stand noch mit 106 auf der Bühne und galt als ältester aktiver Schauspieler der Welt. Sein Tipp: "Disziplin, gesundes Leben und die positive Einstellung, dass ich mich als glücklichen Menschen sehe."

3. Knoblauch: Auf reichlichen Genuss der geruchsintensiven Knolle sowie Olivenöl und Portwein setzte die Französin Jeanne Louise Calment, die bei ihrem Tod 1997 auf 122 Jahre kam.

4. Feuchtigkeitscréme: Gertrude Weaver riet: "Benutze eine Menge Feuchtigkeitscreme für die Haut, sei nett zu jedem, liebe deinen Nachbarn und esse Selbstgekochtes." Die 116-jährige Amerikanerin galt bei ihrem Tod vor wenigen Tagen als ältester Mensch der Welt.

5. Tanzen: Der 2007 mit 115 gestorbene Emiliano Mercado Del Toro aus Puerto Rico setzte auf die verjüngende Wirkung von viel Bewegung auf der Tanzfläche.

6. Wilde Frauen: "Zigaretten, Whisky und wilde, wilde Frauen", antwortete der 2009 mit 113 Jahren gestorbene Brite Henry Allingham auf die Frage nach seinem Altersrezept.

7. Nicht heiraten: Der 2007 mit angeblich 116 gestorbene Ukrainer Grigori Nestor war nach eigenen Worten immer ein "Schürzenjäger". Steinalt sei er aber nur geworden, weil er sich nicht "nervlichen Belastungen des Familienlebens ausgesetzt" habe.

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