Studie Deutschland – Land der Bewegungsmuffel

Genf · Die Weltbevölkerung muss sich mehr bewegen, mahnt eine Studie. Vor allem in Deutschland ist die Bequemlichkeit deutlich zu hoch.

 Die WHO will bis 2030 die körperliche Aktivität der Menschen steigern.

Die WHO will bis 2030 die körperliche Aktivität der Menschen steigern.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Sitzen ist der Alltag für viele Menschen: Man sitzt am Frühstückstisch, sitzt im Auto, verbringt den Büro-Tag am Schreibtisch und entspannt abends auf der Couch. Die Bewegung kommt bei einem solchen Lebensstil oft zu kurz.

Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO hat nun festgestellt, dass sich immer mehr Menschen aus reichen Ländern nicht genug bewegen. Unter anderem in Deutschland ist die Zahl der Menschen, die zu wenig Sport treiben oder im Alltag nicht ausreichend körperlich aktiv sind, zuletzt um mehr als 15 Prozent gestiegen, wie WHO-Forscher in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie zeigen. 2016 bewegten sich demnach 42,2 Prozent der Deutschen nicht genug. Unter den wirtschaftlich vergleichbaren Staaten sind nur die Portugiesen, Neuseeländer und Zyprioten fauler. 2016 betrug der Anteil der körperlich inaktiven Menschen weltweit 27,5 Prozent - lediglich ein Prozent weniger als 15 Jahre zuvor. Menschen in reicheren Ländern sind dabei meist weniger aktiv (rund 37 Prozent) als Menschen in ärmeren Ländern (rund 16 Prozent).

Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt, die körperliche Aktivität der Menschen bis 2030 deutlich zu steigern. „Wenn sich die aktuellen Trends nicht verändern, wird das Aktivitätsziel bis 2025 nicht erreicht“, heißt es in der Studie, die im Fachmagazin „The Lancet Global Health“ veröffentlicht wurde. Es müssten dringend Maßnahmen getroffen und entsprechende Anreize geschaffen werden, damit sich die Menschen mehr bewegen. Die positivsten Entwicklungen wurden zwischen 2001 und 2016 in Ost- und Südostasien festgestellt.

Nach Ansicht der WHO ist körperlich ausreichend aktiv, wer sich in der Woche 150 Minuten bewegt oder 75 Minuten Sport treibt. Um durch Sport oder Bewegung die Gesundheit zu verbessern, sollten sich Erwachsene laut WHO allerdings doppelt so viel bewegen.

Die wenigsten Probleme mit körperlich inaktiven Menschen gibt es in Uganda (5,5 Prozent), Mosambik, Lesotho und Tansania. Die größten Probleme gibt es in Kuwait (67 Prozent), Amerikanisch-Samoa, Saudi-Arabien und Irak. In diesen vier Ländern waren auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen auffällig groß, Frauen bewegten sich dort deutlich weniger. Die größten Unterschiede gab es diesbezüglich in Bangladesch (16 zu 40 Prozent), Eritrea (14 zu 31 Prozent) und Indien (25 zu 44 Prozent).

 Viele Menschen sitzen bei der Arbeit – schlecht für die Fitness.

Viele Menschen sitzen bei der Arbeit – schlecht für die Fitness.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Die WHO fordert in der Studie die Politik auf, die körperliche Aktivität der Bevölkerung zu fördern. In einem Aktionsplan schlägt die Organisation unter anderem vor, die Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrer im Straßenverkehr zu verbessern und für mehr Sportangebote und Sportstätten zu sorgen.

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