„Die 33“ zwischen Ruhm und Streit

Santiago de Chile · Fast 70 Tage waren sie unter der Erde gefangen. Die Rettung der 33 Bergarbeiter in Chile glich einem Wunder. Fünf Jahre danach erzählt ein Film die dramatische Geschichte, die weltweit bewegte, noch einmal.

Ihre Rettung war spektakulär und machte weltweit Schlagzeilen. Die Bergleute galten als die Helden des "Wunders von Chile ": 33 Kumpel hatten 69 Tage in 700 Metern Tiefe überlebt, bevor sie mit einer eigens angefertigten Rettungskapsel "Phönix" am 13. Oktober 2010 wieder an die Oberfläche gebracht werden konnten. Auch fünf Jahre danach lässt viele der Männer das Unglück nicht los, inzwischen gibt es auch Streit zwischen ihnen.

Siebzehn Tage lang wusste man oben nicht: Gibt es Überlebende des Minenunglücks bei Copiapó, in der chilenischen Atacama-Wüste? Unter Tage hielten sich die Eingeschlossenen mit sparsam rationierten Thunfischdosen und Milch am Leben - immer in der Ungewissheit, ob sie jemals gefunden werden. Bis eine Sonde mit einem Spezialbohrer zu ihnen durchkam: Die Männer schickten einen Zettel nach oben: "Hier sind 33 Personen. Wir sind alle am Leben". Um die 1600 Journalisten aus aller Welt folgten der spektakulären Aktion, die mit der Rettung aller Bergarbeiter endete. Über eine Milliarde Menschen sahen live die Übertragung. Nun bringt die Verfilmung des Dramas die 33 zurück ins Rampenlicht.

Die chilenische Premiere von "The 33" ("Die 33") war im August zum fünften Jahrestag des Unglücks. Die 33 - die echten, nicht die Schauspieler - standen dabei für ein Gruppenbild vor der Presse. Im Film übernimmt Antonio Banderas die Rolle des charismatischen Anführers Mario Sepúlveda, Gabriel Byrne spielt den Rettungsleiter André Sougarret. Juliette Binoche ist die Schwester Sepúlvedas, die im Lager "Esperanza" ("Hoffnung") auf das Wunder wartet. Der Film soll auch in Deutschland ins Kino kommen.

Im Rahmen der internationalen Vorstellung sollen die 33 Kumpel morgen im Vatikan von Papst Franziskus empfangen werden. "Wir sind lebende Zeugnisse eines Wunders", sagte Omar Reygadas, einer der Sprecher der Gruppe, zu dem geplanten Treffen. Ob sie sich dabei wieder zusammen fotografieren lassen, ist fraglich. Reygadas und drei weitere Kumpel haben Anzeige erstattet: Es solle untersucht werden, was mit dem Geld passiert sei, mit dem 2013 die Stiftung "Los 33 de Atacama" gegründet wurde. Die Anzeige, die auch von Sepúlveda unterstützt wurde, richtet sich gegen den Schichtführer der 33: Luis Urzúa und zwei weitere Kumpel, die die Stiftung leiten. Urzúa wies die Beschuldigung zurück.

Reich ist nach dem Unglück keiner der Bergleute geworden. Erst zum vierten Jahrestag der Rettung hat die Regierung Chiles jedem eine monatliche Rente von 315 000 Peso (410 Euro) zugesprochen, die Hälfte ihres Einkommens als Arbeiter in der Mine. Der Zivilprozess der Kumpel gegen das Minenunternehmen San Esteban und den Staat kommt nur schleppend voran. Auf der strafrechtlichen Seite stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein, ohne Anschuldigungen zu formulieren. Dafür gebe es nicht genug Gewissheit über das Unglück, erklärte die Behörde.

An der geschlossenen Mine "San José" steht heute ein fünf Meter hohes Betonkreuz. Einer der 33, Jorge Galleguillos, führt die Besucher gegen ein Trinkgeld über das Gelände. Er versucht so, sein Einkommen aufzubessern und die Geschehnisse zu verarbeiten. Er werde jeden Morgen von Albträumen geweckt, sagt er.

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