Deutscher Döner erobert die Welt
Antalya. Irfan Söyler hat schon an vielen Orten dieser Welt einen Döner gegessen, und eines ist ihm dabei aufgefallen: Ob es nun ein Döner in Spanien oder Italien ist - "man bekommt dort einen deutschen Döner". Das türkische Fast Food vom Drehspieß verdankt seinen Siegeszug als Weltmarke den Deutschen, da ist sich Söyler sicher
Antalya. Irfan Söyler hat schon an vielen Orten dieser Welt einen Döner gegessen, und eines ist ihm dabei aufgefallen: Ob es nun ein Döner in Spanien oder Italien ist - "man bekommt dort einen deutschen Döner". Das türkische Fast Food vom Drehspieß verdankt seinen Siegeszug als Weltmarke den Deutschen, da ist sich Söyler sicher. Am kommenden Freitag und Samstag veranstaltet Söyler, der als Berater tätig ist, im südtürkischen Antalya den dritten "Welt-Döner-Kongress". Dort werden rund 400 Unternehmer aus 35 Ländern über die Zukunft des türkischen Fast Foods zwischen Globalisierung, Gammelfleisch und islamischen Reinheitsvorschriften debattieren.Söylers Bewunderung für die deutsche Rolle bei der weltweiten Döner-Verbreitung geht auf die Tatsache zurück, dass der Imbiss in Anatolien zwar schon lange bekannt ist, aber erst durch die Verbreitung durch türkische Imbisse in Deutschland zu einer internationalen Attraktion wurde. In den 1970er und 1980er Jahren wurde Berlin zum Döner-Mekka, von dort aus verbreitete sich der Türken-Spieß zunächst im Rest von Deutschland und dann weit über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus aus.
"Deutsche Lebensmitteltechnologie" sei dabei entscheidend gewesen, sagte Söyler unserer Zeitung: "Die Deutschen haben den Döner in die Weltküche gebracht." Wie unaufhaltsam der Siegeszug der deutsch-türkischen Fleischspeise ist, zeigt die neueste Entwicklung. "In der Türkei kommt immer mehr der Fertig-Döner auf - auch das ist ein deutscher Döner."
Ein deutscher Döner, so Söyler, ist weniger fett als das türkische Originalprodukt. "Und er hat einen bestimmten Geschmack und eine bestimmte Kräutermischung." In der Türkei wird das Dönerfleisch zudem häufig auf einem Teller serviert, und nicht im Brot. Was ein Döner überhaupt ist, wurde zuerst in Berlin behördlich festgelegt (siehe Hintergrund). Der Berliner Döner wurde zum deutschen Standard, obwohl die Türken in anderen Regionen der Republik oft ganz andere Fleischsorten verwendeten. Rund 122 000 Tonnen Dönerfleisch werden jedes Jahr in der Bundesrepublik verzehrt. Aus dem Gastarbeiter-Imbiss an der Ecke ist eine richtige Industrie mit über 60 000 Arbeitsplätzen geworden. Europaweit werden jährlich rund 3,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Selbst in Südamerika und Südafrika seien heute Döner zu haben, schwärmt Söyler. Die Gammelfleisch-Skandale haben den Döner-Produzenten jedoch arg zugesetzt. Ein anderes wichtiges Thema beim Döner-Kongress ist die Diskussion über einheitliche Standards für islamisch korrekte Lebensmittel. Das betrifft neben dem koranischen Schweinefleisch-Verbot vor allem die Art und Weise, wie die Tiere bei der Fleischproduktion geschlachtet werden. Weltweit gehen Schätzung von einem Marktvolumen von mehr als 500 Milliarden Dollar aus, und der Trend geht weiter nach oben.
Hintergrund
Um die Bezeichnung Döner Kebab zu führen, muss ein Döner laut Deutschem Lebensmittelbuch "grob entsehntes Schaf- oder Rindfleisch" enthalten, der Hackfleischanteil sollte höchstens 60 Prozent betragen. Er darf Salz, Gewürze, Zwiebel, Eier, Öl, Milch und Joghurt enthalten. Als Erfinder des Döners gilt der 78-jährige Kadir Nurman, der 1972 seinen ersten Döner in Berlin verkauft hat. red/dapd