Deutsch-spanischer Gurkenkrieg

Almeria/Madrid. Nach der Nachricht aus Deutschland und nun auch aus Dänemark, dass sich der gefährliche EHEC-Erreger auf mehren spanischen Gurken aus Bio-Anbau befindet, ist der nationale Gurken-Export Richtung Nordeuropa weitgehend zusammengebrochen. Auch wenn noch unklar ist, wo und wie die heimtückischen Bakterien auf die Gewächse kamen

 Nicht verkaufte Gurken auf dem Großmarkt Hamburg. Foto: dpa

Nicht verkaufte Gurken auf dem Großmarkt Hamburg. Foto: dpa

Almeria/Madrid. Nach der Nachricht aus Deutschland und nun auch aus Dänemark, dass sich der gefährliche EHEC-Erreger auf mehren spanischen Gurken aus Bio-Anbau befindet, ist der nationale Gurken-Export Richtung Nordeuropa weitgehend zusammengebrochen. Auch wenn noch unklar ist, wo und wie die heimtückischen Bakterien auf die Gewächse kamen. Man weiß bisher nur, dass drei jener auf dem Hamburger Großmarkt sichergestellten Salatgurken, auf denen der Durchfall-Erreger festgestellt wurde, aus dem südspanischen Gemüse-Anbaugebiet rund um die andalusische Küstenstadt Almeria stammen. Dort liegt unter hunderten von Treibhausdächern Spaniens größter Gemüsegarten. Die Spur ließ sich bisher zu zwei landwirtschaftlichen Kooperativen in der Region zurückverfolgen, wo die verdächtigen Gurken in Kartons verpackt und auf die Reise geschickt wurden. Dort rückten am Freitag die Kontrolleure der örtlichen Lebensmittelbehörden an, nahmen Proben, inspizierten Lager, Verarbeitungshallen und Lastwagen. Laut EU-Kommission wurden die Betriebe vorübergehend geschlossen.Spaniens Regierung und auch die spanischen Bauern sehen ihre Gurken zu Unrecht unter Verdacht und verteidigen ihre grünen Kürbisgewächse. Die politisch-bäuerliche Abwehrfront vermutet, dass der Infektionsherd keineswegs in der spanischen Landwirtschaft, sondern irgendwo in der Transport- und Vertriebskette zu suchen ist. "Wir glauben", spricht Antonio Lavao den spanischen Bauern aus der Seele, "das man unsere Gurken benutzt", um von Problemen in Deutschland abzulenken. Spanien werde schlichtweg zum "Sündenbock" gemacht. Lavao ist Geschäftsführer von Frunet in dem Ort Algarrobo, eine der beiden Kooperativen, welche die Verdachts-Gurken vertrieben hat. Am 12. Mai habe man eine Gurkenlieferung per Lkw nach Hamburg geschickt. "Am 16. Mai wurden wir informiert", dass eine Palette im Hamburger Großmarkt umgestürzt sei. Möglicherweise sei dabei das Gemüse verunreinigt worden. Hamburgs Gesundheitsbehörde wies diese Theorie zurück. Die beschlagnahmten Beweisstücke mit dem EHEC-Erreger stammten nicht nur von einer Palette, sondern von mehreren - so dass man die "Umkipp-Theorie" ausschliessen könne.

Für Spaniens Landwirtschaft steht in der deutsch-spanischen Gurkenkrise viel auf dem Spiel. Deutschland ist nach Frankreich der zweitgrößte Abnehmer und Spanien ist der größte Gurkenproduzent Europas. In 2010 wurde Gemüse im Wert von 2,3 Milliarden Euro nach Deutschland exportiert. Allein 150 000 Tonnen Salatgurken landeten im vergangenen Jahr in deutschen Supermärkten. ze

Hintergrund

Die Suche nach dem Ursprung des EHEC-Ausbruchs geht weiter. Der infektiöse Erreger wurde bei vier Salatgurken vom Hamburger Großmarkt nachgewiesen. Drei seien spanischen, eine niederländischen Ursprungs. Die Niederlande wiesen dies jedoch zurück: "Wir haben bislang keinerlei derartigen Erkenntnisse", sagte Marian Bestelink, Sprecherin der zuständigen Behörde für Warenprüfung (VWA). Derweil ist der saarländische Handel frei von spanischen Gurken. Zudem verzichteten Händler auch auf andere Waren aus Spanien, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. dpa

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