Der Tod kam aus dem Nebel

Offenburg. Blaulichter scheinen im Nebel auf, die Autobahn 5 bei Offenburg gleicht auf 100 Metern Länge einem Schlachtfeld. Den Helfern bietet sich ein unvorstellbar grausiger Anblick. Überall auf der Fahrbahn liegen Leichenteile und die Trümmer von vier Autowracks

Offenburg. Blaulichter scheinen im Nebel auf, die Autobahn 5 bei Offenburg gleicht auf 100 Metern Länge einem Schlachtfeld. Den Helfern bietet sich ein unvorstellbar grausiger Anblick. Überall auf der Fahrbahn liegen Leichenteile und die Trümmer von vier Autowracks. Was ist passiert? Erst ein paar Stunden hat die Polizei Gewissheit: Ein 20-jähriger Geisterfahrer hat mit seinem weißen BMW gegen 6 Uhr morgens einen Minivan mit hoher Geschwindigkeit frontal gerammt. Die traurige Bilanz: Der Falschfahrer und die fünf Insassen des Kleinbusses sind tot.Der Wagen des Geisterfahrers steht total deformiert an der Leitplanke. Der junge Mann war sofort tot. Der Motorblock des VW Touran wurde bei der Kollision herausgerissen. Zwei junge Frauen und drei Männer wurden teilweise aus dem Wagen herauskatapultiert. Alle fünf starben sofort an ihren schweren Verletzungen.

Eine Frau, die als erstes mit ihrem Auto zur Unfallstelle kam, wollte helfen und parkte ihren Wagen auf dem Standstreifen. Doch dann passierte das nächste Unglück: Ein Autofahrer übersah sie im Nebel und überrollte sie. Ein weiteres Fahrzeug prallte daraufhin in die ungesicherte Unfallstelle. Die Helferin kam lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus, wird aber wohl überleben. Die Insassen der beiden anderen Autos wurden leicht verletzt.

Erst gegen 8 Uhr, als die Morgensonne den wabernden Nebel durchdringt, wird den Feuerwehrmännern, den Helfern des Roten Kreuzes und den vier Notärzten das ganze Ausmaß des Unglückes bewusst. Die Leichen liegen auf etwa hundert Metern Strecke in einem dichten Teppich aus Fahrzeugteilen. Zwei Sachverständige und eine Gerichtsmedizinerin stehen darin und versuchen den Unfall zu rekonstruieren. Noch am Mittag sind nicht alle Opfer zweifelsfrei identifiziert.

Die A5 ist stundenlang komplett gesperrt. Auch die nicht betroffene Gegenfahrbahn ist abgeriegelt, um mögliche Gaffer zu vermeiden. Mit ernsten Gesichtern stehen die Polizeibeamten auf der Fahrbahn und stellen sich die Frage nach dem "Warum". Es kann sich keiner von ihnen an einen ähnlich schlimmen Unfall in der Gegend erinnern. dpa

Hintergrund

Falschfahrer verursachen immer wieder tödliche Unfälle auf Autobahnen. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit:

21. Oktober 2012: Ein 24-Jähriger reißt bei einem Zusammenstoß auf der A46 im Sauerland vier Menschen in den Tod. Er wollte sich umbringen.

15. Oktober: Zwei Kinder und ihr Vater (31) sterben beim Zusammenstoß mit einer Geisterfahrerin (60) auf der A1 bei Rivenich (Rheinland-Pfalz).

2. Oktober: Eine psychisch verwirrte Falschfahrerin (31), ihre beiden Töchter und die Insassen eines weiteren Autos sterben bei einem Unfall auf der A73 bei Bamberg.

19. November 2011: Ein 55-Jähriger fährt auf der A8 bei Perl in falscher Richtung. Er stirbt bei einem Unfall. dpa