"Der Täter war vom Teufel geritten"

Grefrath. Die Eltern des ermordeten Mirco aus dem niederrheinischen Grefrath haben sich zum ersten Mal in der Öffentlichkeit geäußert

Grefrath. Die Eltern des ermordeten Mirco aus dem niederrheinischen Grefrath haben sich zum ersten Mal in der Öffentlichkeit geäußert. Als in der vergangenen Woche die Leiche von Mirco gefunden wurde, "machte sich irgendwie auch Erleichterung in mir breit - Erleichterung, dass wir nun nicht mehr zwischen Hoffen und Bangen leben müssen", sagte die Mutter des Zehnjährigen, Sandra S., dem Magazin "Geistbewegt", das zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden gehört. Die gesamte Familie habe Grefrath verlassen und erhole sich an einem anderen Ort.

Trost und Halt finden die Eltern in ihrem Glauben. So wüssten sie genau, wo sie mit ihrer Last hin müssten: "Wir bringen sie Gott, jeden Tag aufs Neue", sagte Sandra S. Ihr Mann und sie sind Mitglied der freikirchlichen Christengemeinde Krefeld. Den mutmaßlichen Mörder Olaf H. bezeichnete die Mutter als "belasteten Menschen, der nicht wusste, wohin mit seiner Last". "Er muss wohl im wahrsten Sinne des Wortes vom Teufel geritten worden sein", sagte die Frau.

Der zehnjährige Mirco war seit dem 3. September verschwunden. Anfangs hofften die Eltern noch auf eine Rückkehr ihres Sohnes. "Wir wollten in den ersten Tagen am liebsten gar nicht mehr das Haus verlassen, weil wir befürchteten, einen wichtigen Anruf oder Nachricht zu verpassen", sagte Sandra S. Stets habe ein frisch gebackener Kuchen oder Kekse auf dem Tisch zu Hause gestanden. "Damit auch Gebackenes da ist, wenn der Mirco wieder nach Hause kommt. Das war uns irgendwie sehr wichtig."

Auch in dieser Zeit haben die Eltern Rückhalt in ihrem Glauben gesucht. Aus der Bevölkerung in Grefrath habe es stets eine große Anteilnahme gegeben. "Ja, wir bekamen sogar Anrufe und E-Mails aus den USA, Afrika und Irland", sagte Mircos Vater Reinhard S.

Wann die Ermittler Mircos Leiche freigeben, ist noch unklar. Die Beerdigung soll "in den nächsten Wochen" im engsten Kreis sein. Mircos Schicksal war fast fünf Monate ungewiss. Erst in der vergangenen Woche wurde der Tatverdächtige Olaf H. festgenommen. Der 45-Jährige - selbst Vater dreier Kinder - hat gestanden, den Jungen am 3. September getötet zu haben. Medienberichte, wonach Olaf H. am Mittwoch während einer Vernehmungspause einen Suizidversuch begangen haben soll, wies die Polizei zurück.

Mit einem ökumenischen Trauergottesdienst nahmen die Menschen in Grefrath gestern Abschied von Mirco. Zuvor hatten die Bürger dort 500 weiße Luftballons mit der Aufschrift "Ruhe in Frieden, Mirco" in den Abendhimmel steigen lassen. dapd/dpa

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