Der Meister der Düfte
Bochum. Der Riechforscher Hanns Hatt (Foto: dpa) entdeckte, dass die Düfte von Maiglöckchen menschliche Spermien ins richtige Ziel locken, und hat den Menschen damit eine neue Sichtweise auf die Welt der Düfte eröffnet
Bochum. Der Riechforscher Hanns Hatt (Foto: dpa) entdeckte, dass die Düfte von Maiglöckchen menschliche Spermien ins richtige Ziel locken, und hat den Menschen damit eine neue Sichtweise auf die Welt der Düfte eröffnet. Kaum ein Jahr vergeht, ohne dass ein neues verblüffendes Geheimniss gelüftet wird: Wer wusste denn schon, dass unsere Nase niemals schläft oder dass Pampelmusen-Duft den Menschen entschieden schlanker erscheinen lässt.
"Die Nase ist 24 Stunden wach und analysiert ständig die Gerüche in der Umgebung", sagt der Wissenschaftler von der Ruhruniversität in Bochum. Ein schlechter Duft sorgt automatisch auch gleich für schlechte Träume, gute Gerüche hingegen für schönere Träume, verspricht Hanns Hatt. Seine Konsequenz lautet: Frische Düfte ins Schlafzimmer bringen, dabei Blumen oder Gewürze aber immer in Maßen verteilen. Eine zu hohe Konzentration in der Luft kann neben den positiven Effekten letztlich sogar Kopfschmerzen bereiten.
Parfüm-Anhängern rät der Experte dementsprechend ebenfalls einen sparsamen Umgang mit Duftwässerchen, nicht zuletzt, weil es besser wirkt. Was aber schon mal nicht schaden kann, ist ein Jasminstrauß im Schlafzimmer. "Der Duft enthält einen Bestandteil, der beruhigend bis einschläfernd wirkt", erläutert Professor Hatt.
Bei Mäusen soll das im Experiment funktioniert haben. Die Konzentration war bei den kleinen Nagern aber auch im Verhältnis gesehen höher. "Ich möchte Menschen dazu bringen, mit offener Nase durch die Welt zu gehen", erklärt der Professor.
Die eigentlich nüchternen Grundlagenforschungen präsentiert der schlaksige Professor wie Aha-Erlebnisse. Ein paar Beispiele: "Wussten Sie schon, dass der Duft von rosa Pampelmusen einen Menschen in den Augen anderer sechs Kilogramm leichter erscheinen lässt?" Das ist zwar nicht sein Forschungsergebnis, sondern kommt aus den USA, das Interesse ist aber schlagartig geweckt.
Resultate aus Bochum gibt es ohnehin genug. Beispielsweise dieses, dass ein Veilchenduft das Krebszellenwachstum in der Prostata hemmen könnte. "Die Forschungen dazu laufen noch, für Hoffnungen ist es noch zu früh", warnt Hanns Hatt vorsichtshalber.
Genauso laufen Studien zusammen mit der Uniklinik Essen zur Blockade von Riechrezeptoren, um Übergewicht zu bekämpfen. Kann ein Rezeptor, der Heißhunger auslöst, ausgeschaltet werden, könnte die Esslust gebremst werden.
Professor gewinnt Preis
Weil der Professor seine Forschungen so gerne weitergibt, hat er mehrere Bücher geschrieben und tritt gelegentlich auch im Fernsehen auf. Seine Ergebnisse hat er unter anderem in dem 2008 erschienenen Buch "Das Maiglöckchen-Phänomen - Alles über das Riechen, und wie es unser Leben bestimmt" zusammengestellt und in der ZDF-Reihe "Vom Reiz der Sinne" erklärt.
Das alles brachte ihm gestern Abend den mit 50 000 Euro dotierten Communicator-Preis ein. Die Trophäe wird vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft vergeben. Mit ihr sollen Wissenschaftler gewürdigt werden, die ihre Fachgebiete und schwierige Themen einem breiten Publikum kreativ und originell nahebringen.