Der Mann mit dem Gummi-Gesicht

New York · 90 Jahre lang schneidet er nun schon Grimassen: gemeinsam mit Dean Martin wurde US-Komiker Jerry Lewis weltberühmt. Auch alleine feierte er danach Erfolge. Einer seiner Filme schaffte es aber nicht ins Kino.

 Auch im Film „Der Bürotrottel“ (The errand boy) zeigte sich Lewis mimikstark.Foto: ARD

Auch im Film „Der Bürotrottel“ (The errand boy) zeigte sich Lewis mimikstark.Foto: ARD

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Mit den Jahren steigt auch die Zahl der Ehrungen für Jerry Lewis . Jüngst bekam der US-Komiker einen zweiten Stern auf dem berühmten Walk of Fame in Hollywood - und biss dabei Regisseur Quentin Tarantino in die Hand, der ihn danach trotzdem als "Schatz" und "einen der größten Schauspieler und Regisseure in der Geschichte des Kinos " feierte.

Zu seinem heutigen 90. Geburtstag würdigt nun sogar das renommierte Museum of Modern Art (Moma) in New York den Grimassen-König mit einer Film-Retrospektive.

Dass Lewis überhaupt so alt werden konnte, grenzt an ein Wunder. Das Entertainment-Multitalent hatte schon Prostatakrebs, eine Magenblutung, einen Herzinfarkt, eine Wirbelsäulenfraktur und eine schwere Lungenkrankheit. Jahrzehntelang war er tablettensüchtig. 1982 galt er 17 Sekunden lang gar als klinisch tot.

Als Joseph Levitch kam der Sohn eines Unterhaltungssängers und einer Klavierspielerin 1926 im US-Bundesstaat New Jersey zur Welt. Schon als Fünfjähriger erkannte er im Slapstick seine Berufung. Oder wie er einmal sagte: "Stolpern, Ausrutschen, Hinfallen". Da hatte er gerade bei seinem ersten Bühnenauftritt einen Scheinwerfer angestoßen und zum Explodieren gebracht. Er heulte, das Publikum lachte.

Viele Jahre später wurde das laute Greinen zu einem seiner Markenzeichen. Das war in jener unbeschwerten Nachkriegszeit, in der Lewis mit Dean Martin zusammenfand. Zuvor hatte er sich nach seinem frühen Schulabgang als Pausenfüller bei Striptease-Shows und Pantomime durchgeschlagen. Lewis und Martin, die den Spitznamen "The Sex and the Monkey" trugen, bildeten das anarchischste Männerduo seit Stan Laurel und Oliver Hardy.

Aber auch solo begeistert er die Massen. Er dreht Kassenknüller wie "Der Regimentstrottel", "Geisha Boy", "Hallo, Page" und "Geld spielt keine Rolle". Als Höhepunkt seiner Blödelkunst gilt "Der verrückte Professor" von 1963, der 33 Jahre später mit Eddie Murphy neu verfilmt wurde.

Pünktlich zu seinem runden Geburtstag kam auch ein wenig Licht in das Mysterium um den wohl anspruchsvollsten Film des Komikers. Der Film "The Day The Clown Cried", den Lewis 1972 drehte und der nie in die Kinos kam, ist die Geschichte über einen Zirkusclown in einem Konzentrationslager. "Ich habe schlechte Arbeit abgeliefert, sowohl als Autor, als Regisseur, als Schauspieler, als Produzent", erklärte Lewis kürzlich die Gründe, den Film nicht öffentlich zu zeigen.

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