Der Gott mit der goldenen Stimme wird 75

Prag · Den tschechischen Schlagertenor Karel Gott kennt hierzulande fast jeder – ebenso seine Hits „Biene Maja“ oder „Einmal um die ganze Welt“. Stimme und Ausstrahlung machten ihn zum „Sinatra des Ostens“. Jetzt wird er 75 Jahre alt.

Für seine Fans ist er einfach nur der "Meister": Seit mehr als fünf Jahrzehnten begeistert der Tenor Karel Gott seine Zuhörer mit immer wieder neuen Ohrwürmern. An "Bei uns war immer Babicka" erinnern sich die Großeltern. In "Kleine, freche, schlaue Maja" stimmt die mittlere Generation ein. Und die ganz Jungen denken unweigerlich an Gotts Duett mit Gangsta-Rapper Bushido. Heute feiert Karel Gott nun seinen 75. Geburtstag.

Feiern will Gott - so sein wirklicher Name - im kleinen Kreis mit seiner Familie. "Von einer großen Feier kann keine Rede sein, denn 75 zu werden ist kein besonderes Verdienst", sagt der Sänger. Außerdem hat er eh kaum Zeit: Erst im Frühjahr hat Gott seine Autobiografie "Zwischen zwei Welten" vorgestellt. Und für Herbst plant er eine große Tournee, die ihn in zehn tschechische und slowakische Städte führt. Dass aus dem Elektrotechnik-Lehrling von einst ein Weltstar werden würde, der Konzerte von Moskau bis New York gibt, war nicht vorgezeichnet. Sein Glück war es, dass der russische Tenor Konstantin Karenin in Prag sein Lehrer wurde. Der brachte Gott nicht nur die Kunst des Belcanto bei, sondern tolerierte auch seine Pop-Ambitionen.

Stark beeindruckte den jungen Gott dann ein Gastspiel in Las Vegas , dem Mekka der Unterhaltungsbranche. "Wenn Las Vegas nicht gewesen wäre, dann wäre mein Start in den deutschsprachigen Ländern mit Sicherheit nicht so einfach gelungen", sagt er heute. Er lernte von den ganz Großen wie Frank Sinatra - und dabei vor allem eines: Disziplin. "Es gibt nur ein einziges ‚Attest‘, das die Absage eines Konzerts berechtigt: die Sterbeurkunde", merkt sich der junge Gott.

Er bekam Angebote, in Amerika zu bleiben. "Ich entschied mich aber, meinem europäischen Publikum treu zu bleiben", erklärt Gott. Bereut habe er das nie. Der Erfolg kommt Schlag auf Schlag: Mit dem Udo-Jürgens-Lied "Tausend Fenster" tritt er 1968 im Eurovision-Songcontest für Österreich an. Dann wird das Album "Die goldene Stimme aus Prag " Nummer Eins in Deutschland. Es folgen mehrere Goldene Schallplatten. Kritiker halten Gott seine Karriere in der Zeit des Sozialismus vor. Er unterzeichnete die "Anticharta", die sich gegen die Bürgerrechtsbewegung richtete. Das tschechoslowakische Regime ehrte ihn mit dem Titel Nationalkünstler. Doch er war es auch, der bei der friedlichen Wende vor 25 Jahren mit den Demonstranten auf dem Wenzelsplatz in die Nationalhymne einstimmte.

Karel Gott eroberte nicht nur die Schlager-, sondern auch die Frauenwelt. Der Kavalier der alten Schule liebte schnelle Autos. Als er 2008 überraschend die junge Ivana heiratete, war das eine Sensation. Der einst wilde Junggeselle genießt inzwischen das Familienleben mit seinen beiden kleinen Töchtern Charlotte und Nelly. "Sie geben mir eher Energie, als zu nehmen", meint Gott und spricht von einer großen Verantwortung. Anders als früher freue er sich heute über jede Fahrt nach Hause: "Ich kehre nämlich nicht in ein leeres Haus zurück, sondern zu meiner Familie."

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