Der Geldbeutel bestimmt über Umweltschutz

Berlin. Umweltschutz steht bei den Deutschen hoch im Kurs: Auf der Liste der wichtigsten Aufgabenfelder für die Politik rangierte er 2012 auf Platz zwei hinter der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Damit hat er im Vergleich zu 2010 einen Platz gut gemacht

 Peter Altmaier liegt die Umwelt auch persönlich am Herzen. In seiner Wohnung spart er im Winter Heizenergie. Foto: dpa

Peter Altmaier liegt die Umwelt auch persönlich am Herzen. In seiner Wohnung spart er im Winter Heizenergie. Foto: dpa

Berlin. Umweltschutz steht bei den Deutschen hoch im Kurs: Auf der Liste der wichtigsten Aufgabenfelder für die Politik rangierte er 2012 auf Platz zwei hinter der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Damit hat er im Vergleich zu 2010 einen Platz gut gemacht. Umweltbewusstsein sei in der Gesellschaft viel stärker als in der politischen Wahrnehmung oft angenommen, sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) am Freitag in Berlin. Er stellte die im Auftrag seines Hauses erstellte Umweltbewusstseinsstudie vor.

Demnach wird der eigene Beitrag zum Umweltschutz stark vom Geldbeutel bestimmt. So schauen die Deutschen bei ihren Einkäufen stärker nach Preis und Leistung als nach Kriterien wie Energieeffizienz. Dies sei ein schwer auflösbarer Widerspruch, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth: "Es gibt die deutliche Forderung nach Ökostrom, aber eine geringere Bereitschaft dazu, auch mal den Stecker zu ziehen."

Für gut die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) ist beispielsweise der Preis beim Autokauf das wichtigste Kriterium, gefolgt von Marke (41 Prozent) und Spritverbrauch (39 Prozent). Umweltfreundliche Technik ist nur für 15 Prozent ein wichtiges Kriterium. Ähnlich ist es bei der Entscheidung zu Elektrogeräten, Urlaubsreisen oder Möbeln. Auch beim Lebensmitteleinkauf steht der Umweltschutz nicht an erster Stelle: Frische (64 Prozent), hohe Qualität (46 Prozent) und Preis (44 Prozent) sind die wichtigsten Entscheidungskriterien der Deutschen. Umweltschutz-Schlagworte wie regional (24 Prozent) und saisonal (18 Prozent) werden weniger beachtet.

Auch abseits persönlicher Alltagsentscheidungen relativieren die Deutschen den Umweltschutz. 21 Prozent sind der Meinung, der Umweltschutz müsse zurückstecken, solange der Wohlstand nicht gesichert ist. 39 Prozent finden, dass zugunsten des Wohlstands zumindest Kompromisse beim Umweltschutz gemacht werden müssen. 32 Prozent der Deutschen glauben, dass Umweltschutz Bedingung für den Wohlstand ist.

Die Studie zeigt auch, dass das Auto das Hauptverkehrsmittel der Deutschen bleibt. Knapp 59 Prozent erledigen ihre täglichen Wege damit, weil es bequem ist und schnell geht. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen (93 Prozent) befürwortet Elektroautos, 79 Prozent finden die Technik "faszinierend". Doch nur 61 Prozent der Befragten können sich vorstellen, selbst eines auszuprobieren. Auch das könnte am Preis liegen: 87 Prozent finden Elektroautos zu teuer.

Für die Studie wurden vom Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Sommer vergangenen Jahres 2000 Deutsche befragt. Ins Meinungsbild eingeflossen sei daher nicht die später gestartete Debatte über die Energiewende, betonte Altmaier. dpa

Hintergrund

"Ich bin das beste Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit", sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier am Freitag in Berlin. Aufgrund seiner umfangreichen körperlichen Isolierung (rund 140 Kilogramm Gewicht) müsse er auch bei den aktuell kalten Temperaturen nicht ständig mit einem Wintermantel herumlaufen: "Deshalb halten meine Wintermäntel auch länger." In seiner Wohnung kommt der Minister im Winter mit Temperaturen von maximal 18 Grad aus, bekannte er jüngst - das spart reichlich Energie zum Heizen. dpa

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