Der Banker-Look ist "out"

Hamburg. Die Krise ist längst auch in Stilfragen im Anzug. Folge ist, dass weniger Männer zurzeit einen Zwei- oder Dreiteiler tragen wollen. Stattdessen gibt es einen Boom des so genannten Bling-Bling. Im Amerikanischen steht das für funkelnden Schmuck, im Französischen für einen protzigen Stil, der auf Glitzer setzt und dick aufträgt

Hamburg. Die Krise ist längst auch in Stilfragen im Anzug. Folge ist, dass weniger Männer zurzeit einen Zwei- oder Dreiteiler tragen wollen. Stattdessen gibt es einen Boom des so genannten Bling-Bling. Im Amerikanischen steht das für funkelnden Schmuck, im Französischen für einen protzigen Stil, der auf Glitzer setzt und dick aufträgt.

"Der Absatz von Anzügen ist im ersten Halbjahr vielerorts eingebrochen", sagt der Männermode-Experte Oliver Bachmann von der Fachzeitschrift "Textil-Wirtschaft". "Die Kunden haben zurzeit wenig Lust auf Business-Wear und formelle Bekleidung." Nur wer dringend einen Anzug braucht, kauft sich zurzeit einen. Dabei profitieren Modelle in mittleren Preislagen bis 299 Euro.

Stirbt der Anzug aus? Ist sein Ruf ruiniert, weil so genannte "Nieten in Nadelstreifen" die Wirtschaft gegen die Wand gefahren haben? Bankmitarbeiter machen zumindest erstaunliche Erfahrungen. "Bis zum letzten Herbst hat es mir nichts ausgemacht, als Banker erkannt zu werden ", sagt Bankkaufmann Mark Schulze. "Aber jetzt erwische ich mich dabei, wie ich mich nicht mehr so offen zu erkennen gebe. Ich will anstrengenden Diskussionen über Raffgier, Boni und Abzocke entgehen", sagt der 29-Jährige. Das wirke sich auch auf Freizeitverhalten und Kleidungsstil aus. "Anstatt nach der Arbeit mit Krawatte und Sakko in den Biergarten zu gehen, ziehe ich mich heute lieber um und gehe in Polohemd und Turnschuhen."

Bezeichnend war auch der Weltfinanzgipfel Anfang April in London. Damals empfahlen die Behörden Angestellten aus der Finanzbranche, während des G20-Treffens auf Anzug, Hemd und Schlips zu verzichten. Um Übergriffe durch Aktivisten zu vermeiden, sollten Banker in Freizeitkleidung zur Arbeit gehen.

Und so geht der Siegeszug der Wohlfühlklamotten, den es seit Jahrzehnten gibt, in Schüben weiter. Insgesamt könnte man sagen, dass legere Kleidung im Trend liegt, die mit den Insignien der "Unterschicht" spielt. Ist das nur ein Spaß, so wie bei Topmodel Heidi Klum und Sänger Seal, die ihren diesjährigen Hochzeitstag mit einer Bad-Taste-Party feierten? Oder ist das Ganze eine Art Wende in der Mode, in der nun das, was früher als derb galt, Mainstream wird und chic?

Tätowierte Kleidung

Auffällig ist jedenfalls der Hype um die Modemarke "Ed Hardy by Christian Audigier". Don Ed Hardy ist eigentlich ein kalifornischer Tattoo-Künstler, dessen Motive - Pin-up-Girls, Totenköpfe, Herzen mit Dolchen - auf Textilien gedruckt, reißenden Absatz finden. Vor gut fünf Jahren hatte der französische Unternehmer und Marketing-Profi Christian Audigier die Idee, Ed Hardy Motive abzukaufen und sie mit Glitzer und Strass auf Shirts und Hosen zu bringen. Gekonnt "platzierte" er die "tätowierte Kleidung" auf Weltstars wie Madonna oder Mick Jagger. Der Stil der Vorstadt wurde reif für den roten Teppich.

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