Deichbruch in Sachsen-Anhalt verschärft Hochwasser-Lage

Stendal/Berlin · Nach einem Deichbruch in Sachsen-Anhalt hat sich die Lage in den norddeutschen Hochwassergebieten erneut verschärft. Durch die Sperrung einer Elbbrücke der Bahn kommt es im ICE-Verkehr zu großen Verspätungen.

Bis zum letzten Moment versuchen die Helfer, den Damm bei Fischbeck an der Elbe zu halten. Vergebens. Auf mehr als 50 Meter rutscht der Deich weg, ungeheure Mengen Wasser fließen durch das Loch. 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schießen in die Fläche. Die Hochwasser-Katastrophe sorgt auch nach mehr als einer Woche für dramatische Stunden. Die Gemeinde Fischbeck stand nach dem Deichbruch gestern rund einen Meter unter Wasser. Etwa 3000 Menschen mussten sich in Sicherheit bringen, weitere Evakuierungen sind geplant.

Das Hochwasser behinderte auch den ICE-Verkehr auf mehreren Hauptstrecken. Gestern morgen sperrten die Behörden aus Sicherheitsgründen eine Eisenbahnbrücke über die Elbe nahe Stendal. Damit mussten Fernzüge von Frankfurt am Main und Hannover nach Berlin auf andere Strecken ausweichen. Dadurch gab es große Verspätungen. Teilweise fuhren einige Züge überhaupt nicht. Die Dauer der Brückensperrung war nicht absehbar.

Weiter nördlich in Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein hofften die Helfer, dass Massen von Sandsäcken die Elbeflut bändigen können. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) traf am Nachmittag im brandenburgischen Wittenberge ein. Sie sicherte den Betroffenen erneut Hilfe zu. "Der Bund wird da die Menschen nicht im Stich lassen", sagte Merkel. Die Schäden werden inzwischen auf eine zweistellige Milliardensumme geschätzt. Die Grünen forderten, Bund, Länder und Gemeinden müssten Hilfe von mehreren Milliarden Euro aufbringen. Die Schäden seien sehr viel größer als bei der Flut von 2002, sagte Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt in Berlin. Doch die von der Bundesregierung zugesagten Mittel von 100 Millionen Euro seien weit kleiner als damals mit 385 Millionen Euro.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) brachte gestern erneut eine Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen ins Gespräch. "Würde diese möglichst umfassend definiert, könnte sie schnell akzeptiert sein", teilte das DIW in Berlin mit. Bereits nach früheren Flutkatastrophen hatten sich die Wirtschaftsforscher für so eine Versicherungspflicht starkgemacht. Die Versicherer lehnen das allerdings strikt ab.

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