Das "Wunder von Mühlberg"

Mühlberg/Potsdam. Die Jahrhundertflut der Elbe vor zehn Jahren lässt die Erinnerung an das "Wunder von Mühlberg" wieder aufleben. In der südbrandenburgischen Kleinstadt erreichte die aus Sachsen kommende Hochwasserwelle auf ihrem zerstörerischen Weg am 17. August mit 9,98 Metern einen Rekordstand, viermal höher als sonst im Sommer

Mühlberg/Potsdam. Die Jahrhundertflut der Elbe vor zehn Jahren lässt die Erinnerung an das "Wunder von Mühlberg" wieder aufleben. In der südbrandenburgischen Kleinstadt erreichte die aus Sachsen kommende Hochwasserwelle auf ihrem zerstörerischen Weg am 17. August mit 9,98 Metern einen Rekordstand, viermal höher als sonst im Sommer. Tausende Helfer wehrten sich gegen die Flut, die Stadt wurde evakuiert. Banges Warten, dann Aufatmen: Die für zehn Meter Wasserhöhe gebauten Deiche hielten, es kam nicht wie in Sachsen zur Katastrophe mit Toten und Milliarden-Schäden. Heute erinnert der 10. Deichtag in Mühlberg erneut an die Geschehnisse.Auch Mühlbergs Bürgermeisterin Hannelore Brendel (parteilos) denkt jetzt wieder an die dramatischen Tage im August 2002 zurück. "Der Krisenstab arbeitete rund um die Uhr und organisierte die Arbeit der vielen freiwilligen Helfer", erinnert sich Brendel. Sie ist noch immer dankbar für die damalige Unterstützung vom Landesumweltamt und vom Kabinett mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Er hatte sich bereits fünf Jahre zuvor als Umweltminister beim Kampf gegen die Oderflut als "Deichgraf" bundesweit einen Namen gemacht. Der Regierungschef wird an diesem Freitag zum Jubiläum in Mühlberg im Landkreis Elbe-Elster erwartet, wo er sich auch über den Hochwasserschutz informiert.

Zu den vielen Helfern in Mühlberg gehörten Bundeswehrsoldaten, die ebenso wie 1997 beim Oder-Hochwasser mit Hubschraubern hunderte Paletten mit Sandsäcken an den Dämmen absetzten. Auch wenn gebrochene Deiche im sächsischen Elbe-Oberlauf den Abschnitt in Mühlberg entlasteten, stieg dort Mitte August 2002 die Gefahr eines Deichbruches. Das hätte verheerende Überschwemmungen in der Stadt und der tiefgelegenen Agrarregion der Schwarzen Elster zur Folge gehabt. Als sich das Hochwasser der Deichoberkante näherte, beschloss der Krisenstab, die 4000 Einwohner in sichere Unterkünfte zu bringen - für Brendel eine "logistische Meisterleistung".

Die Dramatik des 17. August 2002 hat sich auch ins Gedächtnis von Landesumweltamts-Präsident Matthias Freude eingegraben. "Wegen der gefährlichen Lage waren die Einsatzkräfte aus Mühlberg abgezogen worden", schildert er. "Dann haben wir mit Ministerpräsident Platzeck beschlossen, noch Sandsäcke auf die Deichkrone zu packen. Das war das Wunder von Mühlberg!" Inzwischen sind die schwierigsten 3,2 Kilometer der 21,6 Kilometer langen Deiche im Mühlberger Abschnitt saniert, wie Freude berichtet.

Hintergrund

Das Jahrhunderthochwasser im August 2002 gilt als eine der schwersten Naturkatastrophen in Mitteleuropa. Entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse richtete es Schäden in Milliardenhöhe an. In Sachsen starben 21 Menschen. Mit 8,6 Milliarden Euro summierten sich in dem Freistaat die bundesweit größten Verwüstungen, darunter 115 Millionen Euro an Kultureinrichtungen. Aus dem kulturellen Hilfsprogramm von Bund und Ländern flossen 97 Millionen Euro in die Beseitigung der Schäden. dpa

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