Das Beste zum Dinner

Berlin · Er ist Kult am Silvesterabend und bringt viele Deutsche in Sektlaune. Der TV-Sketch „Dinner for One“ erlebt dieses Jahr eine Neuauflage und verrät einige Geschichten, die noch nicht jeder kennt.

 Miss Sophie u. James. Foto: dpa

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Der Silvester-Sketch "Dinner for One " ist beliebter als die Neujahrsansprache. Seit 1963 bringt Butler James die Deutschen am Silvestertag in Sektlaune. Miss Sophie hat wieder Geburtstag. Wie jedes Jahr lädt sie auch zu ihrem 90. zum Dinner ein. Allerdings sind ihre Gäste schon lange tot. So muss Butler James herhalten. Er schlüpft in die Rolle eines jeden Gastes und begießt zusammen mit Miss Sophie ihren Geburtstag. Mit zunehmendem Alkoholpegel passieren James Missgeschicke . Der Teppich ist stark ramponiert, die Tischdecke mit Wein- und Speiseflecken übersät. Und das Tigerfell liegt ihm einfach im Weg. So richtet er an einem Abend einen Schaden von 2120 Euro an. Das hat der Münchner Versicherungskonzern Allianz ausgerechnet. Er hat eine fiktive Schadensakte für die Geburtstagsfeier von Miss Sophie angelegt. Die Hausherrin müsste für ihren Angestellten tief in die Tasche greifen.

Nicht nur das ist eine neue Erkenntnis über den Silvester-Klassiker. Es gibt ein paar weitere Geschichten, die nicht unbedingt jeder kennt.

Freddie Frinton, der als überhöflicher Butler James Miss Sophie bedient, begann seine Karriere als Arbeiter in einer Fischfabrik. Dort lenkte er Kollegen mit Parodien von der monotonen Arbeit ab.

Wenige Jahre nach dem "Dinner for One " hat "Miss Sophie" May Warden eine Rolle in einem der brutalsten Filme der 70er Jahre übernommen: In Stanley Kubricks Meisterwerk "Uhrwerk Orange" (1971) ist sie als eine Obdachlose zu sehen - ohne Text.

Nicht nur die Bundesbürger pflegen die Tradition, "Dinner for One " am letzten Tag des Jahres zu sehen. Auch Sender in Schweden, Dänemark, Estland, Australien, Luxemburg, Belgien, Österreich und der Schweiz zeigen den Sketch zu Silvester . In der britischen Heimat von Freddie Frinton und May Warden ist das Stück dagegen nicht geläufig.

Angeblich aus einer Abneigung gegen Deutschland soll Frinton sich geweigert haben, auf Deutsch zu sprechen.

Der Exportschlager "Dinner for One " wurde nirgends synchronisiert. Allerdings hat man das Stück mehrfach in Mundart nachgespielt, unter anderem auf Plattdeutsch.

Bei der Aufzeichnung 1963 in Hamburg lachte NDR-Telefonistin Sonja Göth am lautesten. Man hört sie buchstäblich im Publikum heraus. "Der Aufnahmeleiter kam irgendwann zu mir her und hat den Finger auf die Lippen gelegt", sagte sie. "Das hieß: Wenn ich nicht aufhöre, muss ich raus. Selbst Freddie Frinton fühlte sich wohl gestört. So hat man mir das nachher zumindest gesagt." Stolz sei sie nicht darauf.

Für diejenigen, die mit der fast 50 Jahre alten Version, nichts mehr anfangen können, präsentiert der Streaming-Dienst Netflix eine Neuauflage - und sorgt damit für Lacher im Netz. Die Geschichte ist wie im Original. Doch anstatt der bereits verstorbenen Phantom-Gäste imitiert der Butler nun bekannte Charaktere aus den Netflix-Serien "House of Cards", "Narcos", "Better Call Saul" und "Orange Is the New Black".

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Auf einen Blick Auch dieses Jahr läuft "Dinner for One " an Silvester wieder auf mehreren Kanälen. Im NDR um 15.25 Uhr, um 17.40 Uhr, um 19.40 Uhr und um 23.35 Uhr. SR: um 19.25 Uhr. WDR: 18 Uhr. SWR: 18.05 Uhr, 19.25 Uhr, 21.55 Uhr und um 23.50 Uhr. RBB: um 18.07 Uhr, MDR: um 19.00 Uhr, HR um 19.10 Uhr, BR: um 18.55 Uhr und um 0.35 Uhr. Das Erste strahlt den Evergreen ebenfalls um 18.55 Uhr und um 0.30 Uhr aus. dpa

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