"Das Bein muss ab!"

Duisburg. Eine Patientin sitzt mit Durchblutungsstörungen in einer chirurgischen Praxis. Die behandelnde Ärztin studiert den Untersuchungsbefund und informiert dann mit nur einem Satz: "Das Bein muss ab!" Nach einer kurzen Erklärung, wie nun weiter vorzugehen ist, kann die Patientin gehen. Im Fahrstuhl nach unten erleidet sie dann ihre erste Panikattacke

Duisburg. Eine Patientin sitzt mit Durchblutungsstörungen in einer chirurgischen Praxis. Die behandelnde Ärztin studiert den Untersuchungsbefund und informiert dann mit nur einem Satz: "Das Bein muss ab!" Nach einer kurzen Erklärung, wie nun weiter vorzugehen ist, kann die Patientin gehen. Im Fahrstuhl nach unten erleidet sie dann ihre erste Panikattacke. Der Fall ist ein Paradebeispiel für ein völlig misslungenes Patientengespräch. Ärzte sind oft wenig einfühlsam beim Übermitteln schlechter Nachrichten. "Es gibt Ärzte, die das können und denen das liegt, und manche, die es nicht können", sagt der Unfallchirurg Peter-Michael Hax, Oberarzt in einer Duisburger Unfallklinik. Zwar sähen sich heute Ärzte nicht mehr wie früher als "Halbgötter". Doch Hax sieht trotzdem großen Handlungsbedarf: "In der Medizin kann es nicht immer gut laufen. Und wenn der Arzt dann auch noch die Kommunikation einstellt, dann ist das eine Katastrophe." Zusammen mit seinem Bruder Thomas Hax-Schoppenhorst hat er deshalb einen Ratgeber für Ärzte mit dem Titel "Kommunikation mit Patienten in der Chirurgie" herausgegeben."Der Patient kommt nicht nur mit seinem Gesundheitsproblem zum Arzt, sondern er bringt stets seine Geschichte, seine Scham, seine Ängste mit. Und auf den ganzen Menschen einzugehen, ist nicht unbedingt das, was Ärzte in der Ausbildung gelernt haben", sagt Hax-Schoppenhorst.

Für viel Frust bei den Kranken sorgt regelmäßig die Visite im Krankenhaus: Ein ganzer Schwarm von Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern hastet früh am Morgen ins Zimmer, unterhält sich im Fachchinesisch kurz über und nicht mit dem Patienten - und eilt wieder hinaus. Dahinter stecke, dass das Team nur 45 Minuten Zeit habe, um die ganze Station abzuarbeiten, weil die Ärzte anschließend in den OP müssten, erläutert Hax. Deshalb rät er zu zwei Visiten: eine für das behandelnde Team und eine für den Patienten, dem deutlich werde, dass der Arzt morgens nur wenig Zeit hat, ihm dafür aber mittags für all seine Fragen zur Verfügung steht.

Das Problem mit der Kommunikation sei längst erkannt, sagt Hax. Während des Medizinstudiums gehört sie mittlerweile zum Pflichtstoff. Die Patienten könnten aber auch ihren Teil zum Dialog beisteuern. Auf ein wichtiges Gespräch sollte man sich vorbereiten, rät Hax. Informationen gebe es im Internet, bei Krankenkassen oder anderen Ärzten.

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