"Dagoberts" Wandel vom Verbrecher zum Autor
Berlin. Er war damals Deutschlands meistgesuchter Verbrecher. Vor 15 Jahren, am 22. April 1994, wurde Kaufhaus-Erpresser Arno Funke alias "Dagobert" festgenommen. Funke hatte zwei Jahre lang erfolglos versucht, 1,4 Millionen Mark vom Karstadt-Konzern zu erpressen. Rund 30 Geldübergabe-Versuche waren in dieser Zeit gescheitert
Berlin. Er war damals Deutschlands meistgesuchter Verbrecher. Vor 15 Jahren, am 22. April 1994, wurde Kaufhaus-Erpresser Arno Funke alias "Dagobert" festgenommen. Funke hatte zwei Jahre lang erfolglos versucht, 1,4 Millionen Mark vom Karstadt-Konzern zu erpressen. Rund 30 Geldübergabe-Versuche waren in dieser Zeit gescheitert. Zudem war Funke mehrmals auf spektakuläre Weise nur knapp der Polizei entkommen. Nach seiner Verurteilung zu neun Jahren Haft wegen schwerer räuberischer Erpressung wurde Funke nach über sechsjähriger Haftstrafe im Jahr 2000 entlassen. Heute arbeitet der 59-Jährige erfolgreich als Zeichner, Karikaturist und Autor für das Satiremagazin "Eulenspiegel". An seine Zeit als "Dagobert" denkt er kaum noch zurück. "Da ich im Moment mit meinem Leben soweit zufrieden sein kann, habe ich da keine rückwärts gerichteten Gedanken", sagt Arno Funke. "Reiner Zufall" war es, der ihn auf das Übergabe-Codewort "Dagobert" brachte, mit dem der erpresste Karstadt-Konzern in einer Zeitungsanzeige seine Zahlungswilligkeit bekunden sollte. Beim Nachdenken sei sein Blick auf einen Turnbeutel mit Dagobert-Figur gefallen. "In diesem Moment habe ich gedacht: 'Dagobert grüßt seine Neffen'." Funke hatte durch seine Arbeit in einer Kfz-Lackiererei, bei der er in den 80ern jahrelang Lösungsmittel eingeatmet hatte, gesundheitliche Probleme erlitten, hinzu kam eine Identitätskrise mit Suizidgedanken. 1988 entschloss er sich, das Berliner KaDeWe um 500 000 Mark zu erpressen. Rund drei Monate dauerte es, bis die spektakuläre Übergabe gelang: Er ließ sich das Geld per Funkkontakt aus einer vorbeifahrenden S-Bahn heraus zuwerfen. Nach vier Jahren sei das Geld dann aufgebraucht gewesen. Funke entschloss sich zu einer zweiten Erpressung, diesmal beim Karstadt-Konzern. Dass ihn seine Vergangenheit als "Dagobert" bis an sein Lebensende verfolgen wird, das weiß Funke. Vorwürfe, er profitiere von seiner kriminellen Vergangenheit oder vermarkte sie bei seiner heutigen Tätigkeit als Zeichner, weist Funke als "völligen Quatsch" zurück. Dass sich die Wahrnehmung seiner Person mittlerweile etwas geändert hat, das durfte Arno Funke bei der Buchmesse in Leipzig erleben. Zwei Stunden lang signierte er ununterbrochen Bücher. Auf seine Vergangenheit als "Dagobert" wurde er dabei "kein einziges Mal angesprochen".