Chinesen lieben belgische Brieftauben

Brüssel. Brieftauben können mehrere hundert Kilometer zurücklegen, wenn sie für ihre Halter Wettkämpfe austragen und quer durch Europa fliegen. Und chinesische Brieftauben-Liebhaber können mehrere tausend Kilometer zurücklegen, wenn sie nach Europa fliegen, um dort wertvolle Vögel zu kaufen

Brüssel. Brieftauben können mehrere hundert Kilometer zurücklegen, wenn sie für ihre Halter Wettkämpfe austragen und quer durch Europa fliegen. Und chinesische Brieftauben-Liebhaber können mehrere tausend Kilometer zurücklegen, wenn sie nach Europa fliegen, um dort wertvolle Vögel zu kaufen. Die regelrechte Welle von Käufern aus dem Reich der Mitte, die für gute Vögel Rekordsummen hinblättern, wirbelt den traditionellen Taubensport in Belgien, den Niederlanden und Nordfrankreich seit einiger Zeit durcheinander.In Belgien und den Nachbarländern werden Tauben seit Jahrzehnten mit dem Zug oder dem Auto zu Orten gebracht, die über tausend Kilometer von der Heimat entfernt liegen können. Dort werden sie in die Lüfte entlassen - Sieger ist, wer zuerst zuhause ankommt. Für den Besitzer können dabei beträchtliche Preisgelder herausspringen.

Allerdings mangelt es in Westeuropa an Nachwuchs - bei den Besitzern. Der Markt war deshalb seit Jahren im Rückgang begriffen, bis die Ankunft der Asiaten ihm wieder Auftrieb gab. Die Abrichtung von Brieftauben hat auch in China Tradition. Ende Januar hat Hu Zhen Yu, ein schwerreicher Industrieller, vom Niederländer Pieter Veenstra die Taube "Special Blue" erstanden. Die Kaufsumme von einer Viertelmillion Euro markierte einen Rekord.

Veenstra hat in den vergangenen Jahren rund 250 Tauben für fast zwei Millionen Euro verkauft, vermeldet das Internet-Auktionshaus "Pigeon Paradise" ("Taubenparadies"), das nach eigenen Angaben "50 Prozent chinesischer Kunden" hat. Diese Klientel lasse enorme Summen springen, wenn die Taube "zahlreiche Preise gewonnen hat und einen sehr guten Stammbaum besitzt", verrät Nikolaas Gyselbrecht, der Chef von "Pigeon Paradise".

Allerdings sorgt die Finanzkraft aus Fernost auch für Unmut. Kaufpreise von mehreren hunderttausend Euro seien "nicht normal", urteilt Marcel Candenier aus dem französischen Lille auf der Internationalen Taubensportmesse im flämischen Kortrijk, die Mitte Februar über 7000 Besucher anlockte. "Das ist aberwitzig, das tötet den Taubensport. Wie sollen sich junge Leute da versuchen?", empört sich auch sein Landsmann Gilles Vanneuville. "Ich glaube, dass Belgien das Königreich der Brieftauben ist", freut sich dagegen Johnson Kiang aus Taiwan. afp

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