Song für Israel Haben die „S!sters“ wirklich ESC-Chancen?

Berlin · Carlotta und Laurita wollen für Deutschland das Finale in Israel erobern. Dem Duo werden Chancen eingeräumt – aber erste Zweifler melden sich.

 Riesige Freude bei Carlotta (l) aus Hannover und Laurita aus Wiesbaden: Sie sollen mit ihrem Song „Sisters“ Deutschland beim Eurovision Song Contest in Israel vertreten.

Riesige Freude bei Carlotta (l) aus Hannover und Laurita aus Wiesbaden: Sie sollen mit ihrem Song „Sisters“ Deutschland beim Eurovision Song Contest in Israel vertreten.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

(dpa) Mit dem Song „Sister“ über wiederentdeckte Schwesterliebe blickt das Duo S!sters nach ihrem Erfolg beim Vorentscheid zum European Song Contest (ESC) hoffnungsvoll Richtung Finale in Israel. Dort sollen die beiden Sängerinnen Carlotta (19) aus Hannover und Laurita (26) aus Wiesbaden am 18. Mai für Deutschland im ESC antreten. Die S!sters setzten sich am Freitagabend in Berlin gegen sechs Konkurrenten im Vorentscheid durch, der von wenig Glamour und einem überschaubaren Anteil musikalischer Glanzleistungen geprägt war. Die Einschaltquote für die ARD blieb bei „Unser Lied für Israel“ eher bescheiden.

Der englischsprachige Song „Sister“ über zwei Schwestern, die nach ewigem Streit zueinander finden, beginnt mit den Zeilen „Ich hab es satt, immer zu verlieren“, was bei manchen Usern im Internet bereits als Hinweis auf die häufig sehr langen deutschen Durststrecken im ESC-Contest gewertet wurde.

ESC-Experte Irving Wolther räumt S!sters Chancen für die Endrunde ein: „Wir kennen erst ein gutes Dutzend Beiträge in dem Feld, das sich bisher qualifiziert hat. Da stehen wir gar nicht so schlecht da“, sagte Wolther. „Die beiden müssen sich erst einmal wirklich finden. Stimmlich hat das schon sehr gut harmoniert, das haben ja auch die Zuschauer honoriert und die Fachjury. Bis Tel Aviv wird das dann auch noch besser zusammenwachsen“, sagte Wolther. Das Duo wurde für den bereits komponierten Song gecastet. Das hat nach Wolthers Einschätzung eine lange Tradition, „auch, dass der Song so heißt wie die Gruppe“. Der ESC-Experte erinnerte an Dschingis Khan 1979, „die wurden ja auch extra für Jerusalem damals gecastet“. Diesmal gehe es wieder nach Israel. „Wir sind da in einer schönen Tradition, und damals sind wir Vierte geworden, schauen wir mal, was in Tel Aviv dabei rauskommt.“

Komponist und ESC-Spezialist Ralph Siegel („Ein bisschen Frieden“) sieht die Erfolgschancen für das Duo dagegen skeptisch. „Ich wünsche ihnen viel Glück“, sagte der 73-jährige Komponist. Ihm schwane aber nichts Gutes. „Es wird nicht leicht werden.“

Der ESC-Vorentscheid konnte nur wenige Fernsehzuschauer locken. Die zweistündige Sendung sahen im Ersten gerade mal 2,84 Millionen Zuschauer (Marktanteil 9,6 Prozent). Im vergangenen Jahr hatten noch 3,17 Millionen Zuschauer (9,9 Prozent) den Vorentscheid gesehen.

Laurita Spinelli, jenseits der Bühne auch Laura Kästel genannt, zeigte sich nach dem Sieg überrascht: Sie haben nicht ans Gewinnen denken können. Auf ihrem Instagram meldete sie sich gestern „back in Wiesbaden“ nach einer „crazy week“. Sie versuche noch zu realisieren, was da eigentlich passiert sei und dankte ihren gut 18 000 Followern für „Liebe und Unterstützung“. Partnerin Carlotta Truman sagte: „Ich bin jetzt besonders motiviert. Und in Israel werden wir 3000 Prozent geben.“ Eigentlich wollte sie am Wochenende umziehen. „Das muss jetzt in drei Stunden gehen.“

Carlotta und Laurita waren schon als Kinder erfolgreich. Sie gewannen den Deutschen Rock- und Pop-Preis und beim „Kiddy Contest“. Laurita tritt auch als Backgroundsängerin von Lena Meyer-Landrut auf. Die ESC-Siegerin von 2010 („Satellite“) präsentierte im Beiprogramm mit „Thank You“ einen der stärksten Songs des Abends.

Über den Gewinner entschieden TV-Zuschauer, eine Eurovisions-Jury sowie eine Experten-Jury zu gleichen Teilen. S!sters traten gegen Aly Ryan, BB Thomaz, Linus Bruhn, Gregor Hägele, Lilly Among Clouds und Makeda an. Fast durchgängig waren von den Künstlern im jeweiligen Trailer, die sie vorstellen sollten, stärkere Songs zu hören als im Wettbewerb.

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