Buschfeuer in Australien Endzeitstimmung über Sydney

Sydney · Buschbrände im Osten Australiens hüllen die Metropole in Rauch und Asche. Nicht nur eine Klima-Debatte ist die Folge.

 So apokalyptisch hatte sich dieses Brautpaar in Sydney sein Hochzeitsfoto sicher nicht vorgestellt. Die Skyline der Stadt im Hintergrund ist wegen der Buschbrände in Australien zurzeit in dichten Rauch gehüllt.

So apokalyptisch hatte sich dieses Brautpaar in Sydney sein Hochzeitsfoto sicher nicht vorgestellt. Die Skyline der Stadt im Hintergrund ist wegen der Buschbrände in Australien zurzeit in dichten Rauch gehüllt.

Foto: dpa/Steven Saphore

Über Sydneys Hafenviertel hat sich der Himmel verfärbt: Sonst strahlend Blau, leuchtet er nun in einem bedrohlichen Ocker und Blutorange. Inmitten von dunkelgrauen Rauchschwaden posiert auf einem Steg ein Brautpaar vor der berühmten Skyline der australischen Millionenstadt – ein Hochzeitsfoto wie aus einem Endzeitfilm. Überall stinkt es nach Qualm, sogar in den Häusern, obwohl die Einwohner Fenster und Türen fest geschlossen halten. Wenn sie sich auf die Straße wagen, tragen viele Menschen Atemmasken, um sich vor den Schadstoffpartikeln in der Luft zu schützen.

Im östlichen Bundesstaat New South Wales, dessen Hauptstadt Sydney ist, wüten derzeit 117 Buschfeuer. Mindestens 60 davon sind außer Kontrolle, mehr als 1700 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Der Buschbrand, der Sydney am nächsten kommt, ist das Gospers-Mountain-Feuer rund 100 Kilometer nordwestlich der Metropole. Es hat bereits Teile des Wollemi-Nationalparks vernichtet. Insgesamt haben in New South Wales bislang mehr als 7000 Feuer auf einer Fläche von mindestens zwei Millionen Hektar gewütet. Sechs Menschen starben durch die Feuer, mehr als 670 Häuser wurden zerstört.

Die Rauchschwaden ziehen aus dem Landesinneren in Richtung Küste und liegen nun schwer über Sydney. Wegen einer Inversionswetterlage, bei der sich Schadstoffe am Boden sammeln, sollen sie dort mindestens bis Samstag hängen bleiben, teilt die Feuerbehörde am Donnerstag mit. Es sei „eine der schlimmsten Luftverschmutzungen überhaupt“, warnt die Umweltbehörde von New South Wales. Die Luftqualität sei teils „schädlich“, teils „sehr schlecht“.

Für die Bewohner der Millionenstadt ist das eine enorme Beeinträchtigung. „Das Atmen fällt schwer“, sagt Lucky Shrestha, der in Sydney seit vielen Jahren Lieferungen ausfährt. „Es fühlt sich an, also ob ich ersticke, als ob ich nicht genügend Sauerstoff bekomme“, sagt der 37-Jährige. Auch um seine Kinder macht er sich Sorgen. Die Schulen in der Stadt haben Sportveranstaltungen und Aktivitäten im Freien abgesagt. Auch abends bleibt Shrestha mit seinen Kindern nun lieber im Haus.

Die giftigen Rauchpartikel gelangen beim Einatmen über die Lunge ins Blut. Besonders für Menschen mit Herz- oder Lungenkrankheiten sei das gefährlich, teilt die Gesundheitsbehörde von New South Wales mit. In den vergangenen Wochen habe sich die Zahl der Notfallpatienten mit Asthma und Atemproblemen gesteigert, sagt ein Sprecher.

Unterdessen streiten sich Politiker im ganzen Land darüber, inwiefern die verheerenden Buschbrände mit dem Klimawandel zusammenhängen. Premierminister Scott Morrison, ein starker Befürworter der Kohle-Industrie, bezeichnet die Debatten als „nicht hilfreich“. Das letzte, was die Bevölkerung in der Krise brauche, sei das Geschrei von Politikern gegeneinander.

Australische Wissenschaftler dagegen gehen von einem deutlich gestiegenen Brandrisiko durch den Klimawandel aus. In einem Bericht des Wetterdienstes hieß es im vergangenen Jahr, der Klimawandel trage zur Verlängerung der Brandsaison bei. Tatsächlich brachen die ersten Feuer in diesem Jahr bereits im Oktober aus – gerechnet hatte man damit erst im Dezember. Sowohl New South Wales als auch der Nachbarstaat Queensland leiden seit längerem unter großer Trockenheit.

Eine Entwarnung ist für den Osten Australiens derzeit nicht in Sicht, denn die Wetterbedingungen sind denkbar schlecht: Aus dem Landesinneren bläst ein heißer, trockener Wind über die von Dürre gezeichnete Landschaft, die geradezu „absurd“ entzündlich ist, wie der Einsatzleiter der Feuerbehörde, Shane Fitzsimmons, sagt. Diesen Freitag sollen Wind und Hitze sogar noch zunehmen.

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