Bunter Würfel mit Weltruhm

Budapest · Gedacht war er als praktische Übung für denkfaule Studenten. Mit 350 Millionen verkauften Exemplaren wurde der Zauberwürfel zum kommerziellen Hit – und zur Pop-Ikone. Sein Erfinder Ernö Rubik wird am Sonntag 70.

Eigentlich habe er den seltsamen bunten Würfel nur entwickelt, damit seine Studenten ihr räumliches Vorstellungsvermögen schärfen konnten, sagt Ernö Rubik. Doch mit dem "Magic Cube" - dem Zauberwürfel - schuf der ungarische Architekt und Designer im Jahr 1974 ein Spielzeug, das auch 40 Jahre später nichts von seinem Charme eingebüßt hat: eine simple Konstruktion, die zu komplexer Denkleistung herausfordert. Am Sonntag wird Ernö Rubik 70 Jahre alt.

Der Erfinder des Zauberwürfels wurde in Budapest als Sohn eines Flugzeug-Konstrukteurs und einer Poetin geboren. Im Studium spezialisierte er sich auf Innenarchitektur und erlangte 1971 eine Professur an der Budapester Hochschule für Angewandte Kunst. Die Pädagogik im kommunistischen Ungarn setzte auf das Büffeln von Lehrstoff und weniger auf kreatives Denken. Rubik wollte dem ganz praktisch entgegenwirken. "Ich suchte nach einer mobilen Struktur und empfand die Geometrie des Würfels als äußerst spannend", erklärte er Jahrzehnte später. "Denn der Würfel weist einen großen Grad von Symmetrien auf, und man kann eine Menge damit tun." Rubik bastelte seinen Würfel mit eigenen Händen: aus Holzstücken, die er zurechtsägte und in die er Löcher bohrte, um die Bestandteile mit Gummibändern miteinander zu verbinden.

Es entstand der Prototyp des Zauberwürfels, das Prinzip war damit gegeben. Die 26 bunten Würfelsteine müssen so lange gedreht werden, bis jede der sechs Flächen des Würfels gleichfarbig ist. Langweilig kann einem dabei nicht werden, denn es sind, wie man berechnet hat, mehr als 43 Trillionen Ausgangspositionen möglich.

Patentierung und Vermarktung benötigten ihre Zeit, doch ab 1980 - da ist der Rubik-Würfel auch erstmals in der Bundesrepublik Deutschland erhältlich - trat das mechanische Farben-Puzzle seinen Siegeszug durch die Welt an. 350 Millionen Exemplare wurden seitdem verkauft. In "Speedcubing"-Meisterschaften werden die schnellsten Würfeldreher ermittelt. Den Weltrekord hält derzeit der Niederländer Mats Valk mit 5,55 Sekunden.

Mit seinem ebenso schlichten wie ansprechenden Design wurde der Zauberwürfel zu einer Ikone der Moderne. Er ist Ausstellungsstück im Museum of Modern Art in New York und ein beliebtes Motiv der Popkultur. Der Science-Fiction-Horrorfilm "Cube" (1997) greift im weiteren Sinn die Idee des Zauberwürfels auf: Sechs Menschen wachen in einem Riesenwürfel auf, der aus 26 Räumen besteht, die zum Teil tödliche Fallen für sie bereithalten und die sich zueinander drehen.

Der Erfinder des Zauberwürfels lebt heute zurückgezogen in Budapest . Er entwickelte weitere mechanische Puzzles wie Rubiks Professorenwürfel oder Rubiks Schlange, von denen aber keines an den kommerziellen Erfolg des Würfels von 1974 anknüpfen konnte. Ernö Rubik ist dennoch zufrieden. Um die finanzielle Absicherung seiner vier Kinder braucht er sich keine Sorgen zu machen.

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