Interview Benjamin Strasser „Es müssen nicht nur Männchen sein“

Berlin · Immer nur rote und grüne Männchen – wie langweilig, sagt der Bundestagsabgeordnete der FDP.

 Kein gewöhnliches Ampelmännchen: An einer Ampel in der Trierer Innenstadt zeigt Karl Marx den Fußgängern an, ob sie gehen dürfen oder warten müssen.

Kein gewöhnliches Ampelmännchen: An einer Ampel in der Trierer Innenstadt zeigt Karl Marx den Fußgängern an, ob sie gehen dürfen oder warten müssen.

Foto: dpa/Harald Tittel

Seit rund 150 Jahren gibt es Ampeln. Die erste kam 1868 in London zum Einsatz. Seit es elektrische Anlagen gibt, tragen sie weltweit die Farben rot, gelb, grün. Dass es aber nicht immer ein Ampelmännchen sein muss, das für Fußgänger den Verkehr regelt, haben in den vergangenen Jahren viele Städte bewiesen. So gibt es in Trier seit dem 200. Geburtstag des weltweit prominentesten Sohns der Stadt eine Karl-Marx-Ampel. Solche Sonderampeln bedürfen aber besonderer Genehmigung – die Straßenverkehrsordnung (StVO) sieht in ihren Richtlinien vor, dass die Verkehrsregelungen für alle auf den ersten Blick erkennbar sein müssen, die jeweiligen Kommunen tragen das Risiko. Geht es nach den Liberalen, sollen die Ampelsymbole für Fußgänger künftig generell abwechslungsreicher werden. Der Bundestagsabgeordnete Benjamin Strasser erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, warum „Äffle und Pferdle“, die „Mainzelmännchen“ und Elvis Presley viel schöner sind als die schnöden Männchen.

Herr Strasser, was hat die FDP gegen die roten und grünen Männchen der Fußgängerampeln?

BENJAMIN STRASSER Gar nichts. Wir sagen nur: Es müssen nicht nur Männchen sein.

Warum?

STRASSER Weil wir die Menschen für schlau genug halten einschätzen zu können, dass sie bei Rot stehen und bei Grün gehen. Das ist ja nicht nur in Deutschland so, sondern eine internationale Regel.

Was schlagen Sie konkret vor?

STRASSER Wir wollen das Heimatgefühl vieler Menschen stärken, indem wir regionale Besonderheiten auch als Ampelsymbole zulassen. Damit greifen wir nur einen Vorschlag aus der Bürgerschaft auf: Die Idee war Inhalt einer Petition an den Landtag Baden-Württemberg, die dort der zuständige Ausschuss auch begrüßt hat.

Das heißt, mehr Abwechslung an Ampeln?

STRASSER Die gibt es schon. In Mainz haben wir die Mainzelmännchen auf Ampeln, in Augsburg einen Kasper, in Trier Karl Marx und in Friedberg Elvis Presley. Im Ruhrgebiet könnte man einen Kumpel nehmen, in Schwaben die Zeichentrickfiguren Äffle und Pferdle, die nun wirklich jeder kennt. So könnten wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, damit die Leute sich in ihren Regionen noch wohler fühlen.

Wenn es andere Ampelsymbole schon gibt, wo ist dann das Problem?

STRASSER Das Problem ist die unsichere Rechtsgrundlage. Die Kommunen entscheiden also einfach auf eigenes Risiko. Deswegen muss der Gesetzgeber Klarheit schaffen, indem er die Regeln liberalisiert.

Was sagt denn die Bundesregierung zu der Idee?

STRASSER Sie mauert aus Verkehrssicherheitsgründen. Man argumentiert, bei einem roten Äffle und Pferdle sei nicht mehr erkennbar, dass dies stehen bleiben bedeutet. So ein Unsinn.

Wie wollen Sie nun weiter vorgehen?

STRASSER Klar, das ist jetzt nicht das Top-Thema. Trotzdem ist es schade, wie unflexibel die
Regierung ist. Sollten wir irgendwann regieren, werde ich die Idee wieder aufrufen.

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