Bruchlandung auf dem Mars?

Köln · Am Mittwochnachmittag hätte die Testsonde auf dem Mars aufsetzen sollen. Doch in der letzten Landephase ist das Signal abgebrochen. Schiaparelli sollte nach Spuren von Leben auf dem Roten Planeten suchen.

Was ist mit der Mars-Sonde "Schiaparelli" passiert? Keiner weiß es zurzeit. Bei der offenbar harten Marslandung der Testsonde am Mittwoch könnten deren hinterer Schutzschild und der Fallschirm zu früh abgeworfen worden sein, wie die europäische Weltraumagentur ESA mitteilte. Die Datenanalyse dauert demnach aber noch an. Ein Signal des Landefahrzeugs blieb zunächst weiter aus - daher war unklar, in welchem Zustand sich der Lander befindet. "Schiaparelli" habe sich in der letzten Phase des sechsminütigen Landevorgangs "nicht so verhalten wie erwartet", sagte der Leiter der ESA-Planetenmissionen, Andrea Accomazzo. Es sei derzeit ungewiss, unter welchen Bedingungen der Lander auf dem Mars aufgesetzt habe. Weitere Datenanalysen seien notwendig, um zu "wissen, ob er überlebt hat oder nicht".

Er zeigte sich überzeugt, dass die Vorgänge in der letzten Landephase des Testmoduls rekonstruiert werden könnten, "da habe ich keine Zweifel". Der Empfang von Funksignalen "Schiaparellis" war kurz vor der erwarteten Marslandung am späten Mittwochnachmittag mitteleuropäischer Sommerzeit abgebrochen. Laut ESA bestätigen die vorliegenden Daten, dass "Schiaparellis" Eintritt und Abstieg in die dünne Marsatmosphäre erfolgreich verliefen - mit Ausnahme der letzten Landephase. Neben einem womöglich verfrühten Abwurf des hinteren Hitzeschilds und des Fallschirms könnten demnach auch die Triebwerke des Landers ihren Betrieb früher als erwartet eingestellt haben. In welcher Höhe über der Marsoberfläche dies geschah, muss noch analysiert werden.

Im Zuge der europäisch-russischen Mission ExoMars 2016 hatte sich "Schiaparelli" am Sonntag nach siebenmonatiger Reise planmäßig von der Atmosphärensonde TGO gelöst, mit der sie huckepack zum Mars gereist war. Während "Schiaparelli" am Mittwoch auf der Mars-Oberfläche aufsetzte, schwenkte die TGO-Sonde erfolgreich in eine zunächst stark elliptische Umlaufbahn um den Mars ein.

Trotz des ungeklärten Schicksals von "Schiaparelli" wertete ESA-Generaldirektor Jan Wörner die europäisch-russische Mission ExoMars 2016 als "großen Erfolg". Das planmäßige Einschwenken der TGO-Sonde in eine Umlaufbahn um den Mars sei ein "Eckstein" der Mission. Nach den Ereignissen vom Mittwoch "haben wir jetzt einen eindrucksvollen Orbiter in der Marsumlaufbahn, der sich wissenschaftlichen Aufgaben widmen kann und als Relaisunterstützung für die im Jahr 2020 zu startende ExoMars-Rover-Mission dienen wird", erklärte Wörner. Die Sonde soll Daten von Spuren des Lebens auf dem Roten Planeten sammeln.

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