Besser allein als mit Mann

Leverkusen. Schwule Schützenkönige? Lesbische Königinnen? Heute alles kein Problem mehr. Das gab es schon zig Mal, auch in katholischen Schützenbruderschaften. Dennoch verursachte Dirk Winter im vergangenen Sommer einen Eklat in der katholischen Schützenwelt, weil er statt einer Alibi-Freundin seinen langjährigen Freund mit auf den Thron nahm

 Schützenkönig Dirk Winter (r.) mit Partner Oliver - ihre Auftritte erregten Unmut. Foto: dpa

Schützenkönig Dirk Winter (r.) mit Partner Oliver - ihre Auftritte erregten Unmut. Foto: dpa

Leverkusen. Schwule Schützenkönige? Lesbische Königinnen? Heute alles kein Problem mehr. Das gab es schon zig Mal, auch in katholischen Schützenbruderschaften. Dennoch verursachte Dirk Winter im vergangenen Sommer einen Eklat in der katholischen Schützenwelt, weil er statt einer Alibi-Freundin seinen langjährigen Freund mit auf den Thron nahm. Jetzt hat sein Dachverband, der katholische Bund der Deutschen Historischen Schützenbruderschaften (BDHS), auf einem Verbandstag beschlossen: So etwas soll es nicht wieder geben.Winter, ein freundlicher Getränkehändler aus Münster, ist schwul, und das kann auch gerne jeder wissen. Ein wenig Sorge habe er aber schon gehabt, als Vereinsfreunde ihn ermunterten, seinen Freund mit auf den Thron zu nehmen, sagte er. Das Drama, das dann folgte, habe er jedoch nicht vorausgesehen: "Wenn ich das gewusst hätte, dass das so ein Theater wird, hätte ich mir ein Mädel vom Verein genommen."

Auf dem Verbandstreffen gestern in Leverkusen votierten 450 Stimmberechtigte für den Antrag, der es schwulen Schützenkönigen künftig untersagt, gemeinsam mit dem gleichgeschlechtlichen Lebenspartner als Königspaar aufzutreten - bei nur 28 Gegenstimmen. Der Antrag wurde allerdings noch während der Tagung abgeschwächt: Dem Partner eines schwulen Schützenkönigs ist es demnach erlaubt, bei Schützenumzügen in der zweiten Reihe hinterher zu gehen. Auch darf der Schützenkönig seinen Hofstaat künftig allein anführen - eine Frau als Begleitung ist nicht zwingend notwendig. Im ursprünglichen Antrag war eine Frau an der Seite des Königs Bedingung.

Der Dachverband rechtfertigte seine Linie gestern mit seiner christlichen Tradition, die keine gleichgeschlechtlichen Königspaare zulasse. Deutschlands Lesben- und Schwulenverband reagierte mit Unverständnis. "Überall sind Schwule und Lesben integriert - wieso dann nicht in dieser Welt?", fragt Geschäftsführer Klaus Jetz. Auch die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Christine Lüders, hatte die katholischen Schützen von Berlin aus aufgerufen, gegen das Verbot zu stimmen.

Trotz all des Ärgers ist Dirk Winter über die Entscheidung des Dachverbandes eher erleichtert. "Wir können damit leben", sagte er lächelnd. Er würde alles wieder so machen. dpa

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