Besinnliches bei den Briten

London. "Es macht mich stolz zu sehen", sagt Kurt Stroscher, "was ich in Gang gesetzt habe." Der Frankfurter freut sich über den Erfolg eines deutschen Exportschlagers. Vor 13 Jahren hat der Veranstaltungsmanager der Frankfurter "Tourismus und Congress GmbH" den Weihnachtsmarkt "made in Germany" erstmals nach Großbritannien gebracht

London. "Es macht mich stolz zu sehen", sagt Kurt Stroscher, "was ich in Gang gesetzt habe." Der Frankfurter freut sich über den Erfolg eines deutschen Exportschlagers. Vor 13 Jahren hat der Veranstaltungsmanager der Frankfurter "Tourismus und Congress GmbH" den Weihnachtsmarkt "made in Germany" erstmals nach Großbritannien gebracht. Mit elf Ständen fing er im Winter 1997 in der Partnerstadt Birmingham an. In diesem Jahr warten 180 Stände auf die Besucher - damit ist Birmingham der sechstgrößte Weihnachtsmarkt in der Welt. Rund 3,5 Millionen Besucher werden sich in diesem Jahr ein "Weihnachten mit deutschem Akzent" nicht entgehen lassen wollen.Am Anfang sollte es nur eine einmalige Aktion sein. Doch der erste Weihnachtsmarkt lief so gut, dass man ihn auch im Jahr darauf veranstaltete. Glühwein und Bethmännchen, Bratwurst und Bier, Stollen und Pfefferkuchen fanden immer mehr Fans. Wie beliebt das deutsche Vorbild ist, bewies ein Eklat vor ein paar Jahren. Damals beschlossen die Stadtväter dem Markt ein englisches Flair zu geben, indem man ihm ein Charles-Dickens-Thema verpassen wollte. Als die örtliche Zeitung "Birmingham Post" eine Sonderseite nach der anderen mit wütenden Leserzuschriften druckte, kam es zu einem raschen Umdenken bei den Politikern. Seitdem ist alles wieder deutsch.

Nicht nur in Birmingham. Auch in Leeds, Edinburgh und Manchester veranstaltet Stroscher einen "Frankfurt Christmas Market", der das Original ins Königreich transportiert. "Auf einem authentischen deutschen Weihnachtsmarkt", unterstreicht Stroscher, "ist kein Platz für eine Kommerzialismus amerikanischer Prägung mit grellen Dekorationen und wenig Rücksicht auf den wahren Geist der Weihnacht". Deshalb erlaubt er auf seinen Märkten ausschließlich deutsche Standbetreiber. Gerade das wenig Grelle, mehr Besinnliche scheint bei den Briten anzukommen. Traditioneller Weise ist Weihnachten für sie eine recht unheilige Affäre. Das fange mit Einkaufsorgien ab Anfang November an, setze sich mit wilden Büropartys in der Adventszeit fort und endet mit Suff und Völlerei am "Christmas Day". Kommerz und Konsum dominierten das Weihnachtsfest.

Jetzt scheint den Briten zu dämmern, dass ihnen inmitten all der ausgelassenen Feierei etwas verloren ging. Und wohin schauen sie, um den Geist der Weihnacht wiederzuentdecken? Nach Deutschland. Immerhin haben sie den Deutschen ja schon den Weihnachtsbaum zu verdanken, genauer gesagt: Prinz Albert, dem deutschen Gatten von Queen Viktoria, der den Brauch, einen Christbaum aufzustellen, 1841 einführte, worauf die Untertanen das Königshaus begeistert kopierten. Und auch der deutsche Weihnachtsmarkt ist ein derartiger Erfolg, dass er heutzutage praktisch in jeder größeren Stadt des Königreichs anzutreffen ist.

Für deutsche Städte ist es eine Gelegenheit, im Ausland zu werben. Wie Frankfurt präsentiert sich etwa auch die Stadt Köln mit einem Markt an der Londoner South Bank. "Unsere Recherchen haben gezeigt", so Stroscher, "dass wir zwischen 2000 und 2010 einen 30prozentigen Anstieg an britischen Besuchern beim Weihnachtsmarkt in Frankfurt hatten".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort